Archiv abgeschlossene Dissertationen
Abgeschlossene Dissertationsprojekte
A
Das Sinnvolle im Unsinn: Eine intertextuelle Analyse ludistisch-parodistischer Textkonstitutionen in Calvinols resa genom världen und Holgerssons von PC Jersild
Kontakt: scalborg@onlinehome.de
Abstract:
Im Mittelpunkt meines Promotionsprojektes steht die Untersuchung der rhetorischen Grundorientierung eines Textes und seine kommunikative Funktion zwischen Autor und Leser. Anhand einer autorenrelevanten Interpretationspraxis sollen narratologische Strukturen, angewandte Erzähltechniken, in satirischen Texte analysiert werden, um dann ihre Funktionsweise erkennbar zu machen. Mit Einbezug auch parodistischer Texte sollen intertextuelle Verfahrensweisen in Hinblick auf ihre vielschichtigen Möglichkeiten der Refunktionalisierung von Ursprungstexten untersucht werden und wie solch eine bekannte Textvorlage, auf die Bezug genommen wird, literarisch nutzbar gemacht werden kann.
Bislang gibt es noch keine Forschungsarbeit über den schwedischen Autor PC Jersild, die mittels eines close readings seine Texte interpretiert hat. Die bisherigen Arbeiten werden aufgrund ihrer Generalität und ihres häufig autobiographischen Ansatzes den Texten Jersilds nicht gerecht. Die von mir ausgewählte Interpretationsmethode soll daher zu einem weiteren und tieferen Verständnis der narrativen Texte beitragen, indem Einblicke in die Konstruktion von Sprache gegeben werden. Von Interesse ist dabei auch das Herausarbeiten möglicher Effekte beim Leser (Rezeptionsästhetik) und auf welche Art Intertexte bestehende Gesellschaftsstrukturen kritisch behandeln können. Jersilds Schreibweise zeichnet sich dadurch aus, dass sie sowohl eine aufklärende, kommunikative und komische Qualität hat, aber sich dahinter oder darin durchaus eine moralisch-kritische Haltung gegenüber empfundenen Missständen der schwedischen Gesellschaft zeigt.
Unter den übergeordneten Fragestellungen wie und wo im Text bestehende Strukturen gebrochen werden, welche Erzählformen dafür besonders geeignet erscheinen und wie diese angewendet werden, sollen neue Erkenntnisse der Erzähltheorie praktisch umgesetzt und hinzu gewonnen werden. Die Frage, wie Ironie erzeugt wird und mit welcher Art von Satire, Ironie, Humor oder auch Lachen man es dann zu tun hat, wie durch scheinbaren „Unsinn“ eine neue Fülle von „Sinn“ entstehen kann, soll darüber Aufschluss geben, wie Kommunikation auf einer derart indirekten sprachlichen Ebene nicht nur möglich ist, sondern vielleicht auch sehr effektiv sein kann.
B
Formen und Strategien der Popularisierung von Wissen zur nordischen Mythologie (Arbeitstitel)
Betreuer:
Prof. Dr. Klaus Müller-Wille, Prof. Dr. Julia Zernack
Ort: Zürich
Kontakt: jennifer.baden@ds.uzh.ch
Abstract:
Im 19. Jahrhundert ist die nordische Mythologie in Skandinavien und Deutschland ein aktuelles Wissensfeld gewesen, das auch eine Vielzahl verschiedenartiger Publikationen für das breitere Publikum hervorgebracht hat. Ausgehend von der These, dass Verfahren der Wissensvermittlung immer auch Verfahren der Wissensproduktion sind, die in sich wechselseitig bedingenden kulturellen, historischen und ästhetischen Konfigurationen stehen, untersucht das Dissertationsprojekt populärwissenschaftliche Texte und Nacherzählungen der nordischen Mythologie und analysiert aus literaturwissenschaftlicher Perspektive deren Logiken der Wissensvermittlung. Der zeitliche Fokus liegt dabei auf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Zentrum steht die Analyse und Systematisierung der spezifischen Darstellungsverfahren der Texte. Da sich diese nicht nur auf einer inhaltlichen, sondern ebenso auf einer formalen und einer materiellen Ebene beschreiben lassen, wird auch die spezifische Materialität der Texte berücksichtigt. Die Publikationen werden buchgeschichtlich kontextualisiert und die medialen Voraussetzungen resp. die kulturhistorisch bestimmten Produktionsbedingungen untersucht. Auf der Basis der Ergebnisse aus den Textanalysen zeigt die Studie die gattungspoetischen Implikationen der Darstellungsformen und die unterschiedlichen Strategien und Funktionen der Popularisierung nordischer Mythologie auf. Durch die analytische Kombination der kulturgeschichtlichen Problemzusammenhänge mit den textinternen Spezifika werden aus dem Material heraus neue Ansätze zur Beschreibung von Prozessen der Popularisierung nicht-naturwissenschaftlichen Wissens entwickelt.
Umwelt und Kultur im Werk Knut Hamsuns
Betreuer: Prof. Dr. Annegret Heitmann
Ort: Ludwig-Maximilians-Universität, München
Kontakt:
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Abstract:
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Androgynie in europäischen Literaturen um 1900 (Arbeitstitel)
Betreuer:
Prof. Dr. Sophie Wennerscheid, Prof. Dr. Heinrich Detering
Ort:
Münster
Kontakt:
jbaue_01@uni-muenster.de
Abstract:
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Literatur und literarische Praktiken in der norwegischen Arbeiterbewegung 1900-1931
Betreuer: Prof. Dr. Stephan Michael Schröder
Ort: Köln
Kontakt: c.berrenberg@uni-koeln.de
Abstract:
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Konrad Maurers Islandreise im Jahre 1858
Betreuer: Prof. Dr. Stefanie Gropper
Ort: Tübingen
Kontakt: harmen.biro@uni-tuebingen.de
Abstract:
Die Dissertation untersucht Konrad Maurers Reisebericht, welchen er nach seiner Reise nach Island im Jahre 1858 verfasste. Den Kern der Arbeit bildet dabei die Analyse des Textes. Eingeleitet wird diese durch eine biographische Übersicht zu Konrad Maurers Leben und Werk, Fakten zur Reise selbst und den Manuskripten, eine Einordnung seines Berichts innerhalb der Islandreiseberichte seiner Zeit sowie eine Diskussion des Gattungsbegriffs „Reisebericht“ selbst. Die Analyse befasst sich mit den Wechselwirkungen des Reisens und Schreibens, den Zeitebenen des Reiseberichts, dem Reisebericht als „inszeniertes Erfahrungsmodell“ (O. Ette) und der Intertextualität des Reisens. Abschließende These der Arbeit ist das Scheitern Maurers an bestimmten Aspekten seines Vorhabens.
Der Wandel der schwedischen Sicherheitspolitik seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes und die Interaktion mit NATO und EU bei der Gestaltung einer neuen sicherheitspolitischen Position 1989-2002
Betreuer: Prof. Dr. Bernd Henningsen
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
Abstract:
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Philosemitische Schwärmereien. Jüdische Figuren in der dänischen Literatur des 19. Jahrhunderts
Gutachter:
Erstgutachter: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefanie von Schnurbein
Zweitgutachter: Prof. Dr. Joachim Schiedermair
Ort: Berlin
Kontakt: katharina.bock@hu-berlin.de
Abstract:
n den 20er-und 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts tauchen in der dänischen Erzählliteratur scheinbar plötzlich etliche jüdische Figuren auf. B.S. Ingemann und St. St. Blicher, C. Hauch und F.C. Sibbern, T. Gyllembourg und H.C. Andersen –sie alle schreibenwenigstens einen Erzähltext, in dem eine jüdische Figur eine zentrale Rolle spielt, oftmals sind diese Juden für den Titel des Textes namensgebend. Wenngleich keine dieser Figuren frei von stereotypen und ambivalenten Zuschreibungen ist, fällt doch auf, dass die Erzählstimmensich durchweg mit Sympathie den jüdischen Figuren zuwenden. Sienehmenstets eine Haltung der Bewunderung mit den jüdischen Figuren ein und erzeugen beim Lesepublikum auf diese Weise ebenfalls Sympathie und Mitgefühl. Obwohl zumeist positiv –oder besser in Anführungszeichen: „positiv“ –gestaltet, sind die Darstellungen von Juden und Jüdinnen nicht unproblematisch. Der Titel meiner Dissertation umreißt diese Ambivalenz: Es handelt sich bei dem untersuchten Phänomen um eine schwärmerische, verklärende Zuwendung zu einem begehrten Objekt, es handelt sich um eine Schwärmerei für „den Juden“ bzw. „das Judentum“, es ist also eine philosemitische Schwärmerei. Dabei verstehe ich ‚Philosemitismus’ keineswegs als eindeutigen Begriff, er ist, imGegenteil, höchst ambivalent. Schließlich ist er immer mit Fremdzuschreibungen verbunden, immer an Bedingungen geknüpft, wie Juden und Jüdinnen zu sein, sich zu verhalten und sich zu entwickelnhaben. Der Philosemitismusbegriff dient in meiner Arbeit zunächst als ein heuristisches Werkzeug, mit dessen Hilfe eine Gemeinsamkeit zwischen den untersuchten Texten erfasst und benannt werden kann, nämlich die ungeheure Irritation, die von diesen Texten ausgeht, obwohl sie sich doch für die Gleichstellung der Juden und gegen judenfeindliche Gewalt und Diskriminierung positionieren. Zudem berufe ich mich auf den jüngsten Ansatz von Philipp Theisohn und Georg Braungart, die Philosemitismus als einen dezidiert christlichen Diskurs identifizieren, in dem das Judentum ein christliches Phantasma ist und „der Jude“ ein Objekt des Begehrens, das in der Vereinigung mit dem Christentum verschwinden soll und zugleich immer Jude bleiben muss, um weiterhin begehrt werden zu können.
Die untersuchten Texte sind in der Zeit des sogenannten Goldenen Zeitaltersentstanden, der kulturellen Blütezeit Dänemarks, die zugleich wirtschaftlich und politisch eine Krisenzeit war –eine Folge der Napoleonischen Kriege. Die Texte meiner Untersuchung sind vor dem Hintergrund nationaler Verunsicherung, jüdischer Emanzipation und judenfeindlicher Gewalt entstanden. Sie sind einerseits Kommentare zu den politischen und gesellschaftlichen Prozessen ihrer Zeit, sie sind andererseits aber auch selbst diskurskonstituierend. Als philosemitische Texte reflektieren und kritisieren sie judenfeindliche Tendenzen und Handlungen und setzen ihnen eine eigene Position entgegen, prägen und verändern also ihrerseits den Diskurs, der sie erst hervorgebracht hat, mit dem sie also zwangsläufig immer verbunden bleiben. Die Fragestellung, die mich durch meine Arbeit leitet, ist diese: Was bewirken die jüdischen Figuren im Text, welche Erzählmöglichkeiten eröffnen sie? Und daran anschließend: Wann, wie und warum wird über jüdische Figuren geschrieben und wie wird Wissen über Jüdinnen und Juden durch die Literatur in Frage gestellt, verändert oder verfestigt? Dabei richtet sich meinBlick nicht allein auf die jüdischen, sondern auch auf die nicht-jüdischen Figuren und auf Handlungsstränge, die zunächst einmal nichts mit den Juden und Jüdinnen zu tun zu haben scheinen. Denn gerade hier, in der scheinbaren Zusammenhanglosigkeit zwischen den geschilderten Ereignissen und den jüdischen Figuren, finden sich oftmals die eindrücklichsten und überraschendsten Gründefür die plötzliche Attraktivität jüdischer Figuren in der dänischen Erzählliteratur.
Karl der Große im Norden. Rezeption französischer Heldenepik in den altostnordischen Handschriften
Gutachter:
Erstgutachter: Prof. Dr. Stephan Michael Schröder
Zweitgutachter: Prof. Dr. Massimiliano Bampi, Università Ca’Foscari Venedig
Ort: Köln
Kontakt: elena.brandenburg@uni-koeln.de
Abstract:
Die vorliegende Arbeit untersucht den Transfer altfranzösischer Heldengedichte, chansons de geste, in den altostnordischen Kulturraum. Dabei werden philologische und kulturwissenschaftliche Ansätze (New Philology, Kulturtransfer, gender studies, Alteritätsforschung) kombiniert, um die Akkulturation und die intertextuelle Anknüpfung der Karlsdichtung in den schwedischen und dänischen Handschriften Cod. Holm. D4, Cod. Holm. D4a, Cod. Holm D3 und Cod. Holm. Vu 82 zu demonstrieren.
Stiftungen in Norwegen
Betreuer: Prof. Dr Bernd Henningsen
Ort: Berlin
Kontakt: ulrich@broemmling.de
Abstract:
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Otto Höfler’s Germanenbild: A Characterisation of the Germanic Peoples and the Concept of the Germanic in twentieth-century Europe
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heizmann
Ort: München
Kontakt: C.Burrell@campus.lmu.de
Abstract:
C
The Complex Dynamics of Anxiety: A Study of August Strindberg, Inger Christensen and Karl Ove Knausgård
Betreuer: Prof. Dr. Anders Ehlers Dam
Ort: Europa-Universität Flensburg, Institut für Dänisch
Kontakt: markus.christensen@uni-flensburg.de
Abstract:
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D
Ausschluss und Zugehörigkeit. Polnische jüdische Zwangsmigration in Schweden nach dem Zweiten Weltkrieg
Betreuer:
Prof. Dr. Antje Lann Hornscheidt, Lars Olsson (Linnéuniversitetet Växjö)
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
Kontakt: izabela.dahl@rz.hu-berlin.de
Publikation:
Ausschluss und Zugehörigkeit: Polnisch-jüdische Zwangsmigration in Schweden nach dem Zweiten Weltkrieg. Berlin: Metropol, 2013.
Die Insel in der altnordischen Literatur (Arbeitstitel)
Betreuer: Prof. Wilhelm Heizmann
Ort: LMU München
Kontakt: annalena.muc@gmail.com
Abstract:
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Die Welt der Völsungen. Figuren- und Weltentwurf der altnordischen Nibelungendichtung
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heizmann
Ort: LMU-München
Kontakt: florian.deichl@gmx.de
Abstract:
Das mittelhochdeutsche Nibelungenlied findet in der skandinavischen Völsungenüberlieferung mehrere Entsprechungen. Diese Texte der nordischen Heldendichtung sind geprägt von einem Wechselspiel verschiedener Diskursstränge: Es überlagern sich heroische und höfisch-ritterliche Wertesysteme und werden zusammen mit mythischen Erzählkonventionen gegeneinander ausagiert. Die vorliegende Untersuchung bricht mit der Tradition der Heldensagenforschung, indem sie die nordische Nibelungenüberlieferung nicht motiv- und stoffgeschichtlich untersucht, sondern stattdessen nach dem ästhetischen Entwurf hinter Menschenbild und Weltkonzept des völsungischen Heldenkosmos fragt. Dies geschieht anhand thematischer Blöcke, die das Erzähluniversum der altnordischen Heldendichtung prägen: Abstammung, Erziehung, Herrschaft, Trauer, Rache, Schicksal und Tod. Dahingehend bietet die Studie eine Erklärung der eigentümlichen Figur des Helden an, die mit unserem modernen Heldenkonzept nahezu ausschließlich den Namen gemein hat. Dieses Buch soll sowohl einen Zugang zur germanischen Heldendichtung ermöglichen, als auch dem fortgeschrittenen Heldensagenforscher neue Perspektiven auf das Material eröffnen.
Funkspuren. Der Rundfunk in der schwedischen Literatur – Ein Beitrag zur Intermedialitätsforschung
Disputation:
12. Februar 2007 an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Kontakt: anettedoll@yahoo.com
Publikation:
Funkspuren. Der Rundfunk in der schwedischen Literatur – Ein Beitrag zur Intermedialitätsforschung. Freiburg i.Br.: Rombach-Verlag, 2009.
Abstract:
Als der Rundfunk Anfang der 1920er Jahre nach Schweden kam, bedeutete dies einen entscheidenden Einschnitt in das Alltagsleben der Bevölkerung des dünnbesiedelten Landes. Das neue Medium schuf ein Fenster zur Welt. Es wurde zum Nachrichtenübermittler, einer Kulturinstitution und zu einer Quelle der Zerstreuung, aber auch zum Instrument der gesellschaftlichen Umgestaltung und zur Voraussetzung für eine offene und demokratische Gesellschaft. Wie jede gesellschaftliche Veränderung und technische Neuerung steht auch die Erfindung des Radios mit der Literatur in einem engen Wechselverhältnis. Das neue Medium wurde in Dramen, Erzählungen, Romanen und in der Lyrik thematisch aufgegriffen und beeinflusste seinerseits literarische Verfahrensweisen. Zugleich entstand mit dem Radio eine neue dramatische Literaturgattung, das Hörspiel, die einzige genuine Kunstform, die der Funk hervorbrachte.
Das Ziel dieses Dissertationsprojekts, das auf meiner Magisterarbeit über das skandinavische Hörspiel aufbaut, besteht nun darin, das neue Medium Rundfunk Anfang der 1920er und 1930er Jahre einerseits als Themengeber in der Literatur zu untersuchen. Andererseits soll das Zusammenspiel aus gesprochenem Wort, Geräusch und Musik als neue, erweiterte Dimension von Literatur in Form von Originalhörspielen näher betrachtet werden. Als Untersuchungsmaterial für den ersten Teil der Arbeit bieten sich vor allem Gustaf Hellströms Roman Storm över Tjurö, sowie Rudolf Värnlunds Drama Den heliga familjen aus den 1930er Jahren an. Aber auch spätere Texte von Stig Dagerman, Ivar LoJohansson, Lars Ahlin, Göran Tunström,Ylva Eggehorns und Ronny Ambjörnssons sollen in die Untersuchung mit einbezogen werden, um zu zeigen, wie sich die Verarbeitung des Themas „Radio“ im Laufe der Jahre veränderte. U.a. soll der Frage nachgegangen werden, ob das Radio die Literatur veränderte und wenn, in welcher Weise.
Im zweiten hörspieltheoretischen und -analytischen Teil wird sich die Frage stellen, welche zusätzliche Dimension, verglichen mit verschriftlichter Literatur, ein Hörspiel, sowohl dem Schriftsteller als auch den Zuhörern zu bieten hat. Warum schreibt ein Autor ein Hörspiel und nicht einen Roman oder eine Kurzgeschichte? Und wie muß eine Idee für ein Hörspiel beschaffen sein? Wo stößt geschriebene Literatur an ihre Grenzen und in welcher Weise versteht das Hörspiel diese Grenzen zu sprengen? Diesen Fragen sollen Originalhörspiele von Lars Norén, Lars Gustafsson, Carl-Johan Vallgren, Sisela Lindblom, Lars In de Betou, Gunilla Abrahamsson, sowie ein O-Ton Hörspiel über den Mord an Olaf Palme von Mats Lindström und ein Ljudkonst-Werk (im dt.: Neues Hörspiel) aus der Reihe „Vita Nätter“ von Sveriges Radio unterzogen werden. Um die Funktion und den Handlungscharakter von Sprache in den Hörspielen herauszuarbeiten, bieten sich H.P. Grice’s Kommunikationstheorien und die Pragmalinguistik, wie sie im deutschsprachigen Raum vor allem von K. Ehlich und J. Rehbein vertreten wird als Untersuchungstheorien an.
Da es sich bei dieser Arbeit um ein intermediales, reziprok angelegtes Projekt handelt, werden sich die beiden Teile der Dissertation immer wieder aufeinander beziehen. Während im ersten Teil herausgearbeitet werden wird, was die Schriftsteller der 1920er 1930er Jahre an dem neuen Medium faszinierte, z.B. die Authentizität von im Radio sprechenden Personen oder das Eindringen von Informationen aus der realen, öffentlichen Welt in das Privatleben der Menschen, soll im zweiten Teil untersucht werden, inwieweit sich die „Faszination Radio“ bis in die Hörspiele der vergangenen zwanzig Jahre hinein erhalten hat. Die Ausgangsthese wird dabei sein, daß sowohl in der Literatur als auch in den Hörspielen immer wieder mit der Unterscheidung Realität versus Fiktion gespielt wird, so z.B. mit realen Nachrichtensendungen, die in die literarischen Texte eingebaut oder Zeitzeugen in O-Ton-Hörspielen, deren Stimmen zu literarischem Material verarbeitet werden. Ist das Medium Radio damit prädestiniert für die Vermittlung von Authentizität und Alltagsrealismus oder inszeniert es selbst Realität? Und inwiefern wird diese Authentizität in literarischen Texten und Hörspielen selbst immer wieder in Frage gestellt? Ist die Grenzziehung zwischen der Vermischung von Realität und Theater überhaupt noch möglich? Bricht das Reale in die Literatur ein wie bei Värnlund oder das Theater in die Realität wie bei Norén?
Bislang wurde in der Intermedialitätsforschung vorrangig „Visualitätsforschung“ im Bereich der Bild-Text-Bezüge betrieben. Medienwissenschaftler wie J. Paech, P.V. Zima oder K. Prümm beschäftigen sich vorwiegend mit Literatur und Film, Photographie oder Malerei und auch von Seiten der Literaturwissenschaft stand bisher lediglich das Phänomen „Text-Bild“ im Mittelpunkt. In der schwedischen Literatur finden sich so gut wie keine Anthologien zum Thema Radio, geschweige denn literaturwissenschaftliche Untersuchungen. Hörspiele nehmen sowohl in der Literaturwissenschaft generell, als auch in der Dramengeschichte im speziellen noch immer einen wenig beachteten Platz ein. Der Umfang der Forschungsliteratur zum Themenbereich „Hörspiel“ ist in Skandinavien allgemein äußerst dürftig und ausschließlich historisch orientiert. Einschlägige Literatur zur Hörspieltheorie fehlen in Schweden sogar vollständig. Eine intensive theoretische Auseinandersetzung mit dem Hörspiel fand in der Vergangenheit eher unter Hörspielmachern und -redakteuren als unter Literaturwissenschaftlern statt und vor allem aktuelle Arbeiten fehlen. Das Desiderat betrifft daher vor allem den intermedialen Aspekt, die Rolle der Sprache und eine Revision der Hörspielgeschichte unter medientheoretischen Gesichtspunkten.
Nationale Minderheiten im Ostseeraum
Geschichte und Gegenwart, Identität und territoriale Anbindung
Disputation:
08. Februar 2009 am Nordeuropainstitut der Humboldt-Universität Berlin
Betreuer: Prof. Dr. Bernd Henningsen
Kontakt: i.dose@kulturhus-berlin.de
Abstract:
Die Ostsee verbindet unterschiedliche Staaten, Menschen und Kulturen im Norden Europas, einer Region, die von Konflikt und Kooperation geprägt wurde und die nunmehr von der EU als erste europäische Makroregion benannt wurde. Kriege, Migration und Volksabstimmungen hatten weitreichende Konsequenzen für die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in den einzelnen Ländern. Sie waren der Grund dafür, dass ethnische Gruppen, die einmal die Bevölkerungsmehrheit oder politische Eilte darstellten, zu nationalen Minderheiten wurden.
Im Zuge der Osterweiterung der EU haben mit den ehemaligen Sowjetrepubliken Estland und Lettland zwei sehr junge Demokratien die Mitgliedschaft erworben, die einen großen Anteil an nationalen Minderheiten und damit ein mögliches Konfliktpotential innerhalb der Länder und der Region bzw. der EU aufweisen. Ein Beispiel dafür sind die Unruhen, die durch die Umsetzung des Denkmals des bronzenen Soldaten in Tallinn im April 2007 entstanden. Die Integration der Minderheiten in die Gemeinschaft und ihre Identifikation mit Staat und Gesellschaft sind essentiell für ein friedliches Zusammenleben.
Auf kleinem Raum zeigt sich in der Ostseeregion ein Teil des europäischen Mosaiks an Ethnien, ein Abbild der Beziehungen von Nationalstaaten und der dort beheimateten nationalen Minderheiten, wie sie in ganz Europa zu finden sind. Die Minderheitenangehörigen unterscheiden sich von der Bevölkerungsmehrheit dadurch, dass sie von mindestens zwei verschiedenen Nationalitäten, Kulturen und Sprachen geprägt sind. Dies ist ein Umstand, der nicht nur Einfluss auf ihre Situation hat, sondern auch ihre Sichtweise auf Fragen von Identität, Zugehörigkeit und territorialen Bezugs beeinflusst.
Die Studie vergleicht die deutsche Minderheit in Dänemark, die finnische Minderheit in Schweden, die schwedischsprachige Minderheit in Finnland sowie die russischsprachigen Minderheiten in Estland und Lettland. Wie entstanden die Minderheiten und wie werden sie definiert? Wie hat sich ihre Situation seit dem Ende des Kalten Krieges bzw. dem EU-Beitritt ihrer Wohnstaaten verändert? Welche Bedeutung hat die Region, in der sie leben, für sie und sind Schwerpunkte ihrer territorialen Anbindung erkennbar? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen zwischen ihnen?
E
Von Waldtrollen und Hauszwergen. Norwegens übernatürliche Wesen als Erzählfiguren
Disputation:
12.05.2009 an der Universität Basel, in binationaler Kooperation mit der Universität Freiburg i.Br.
Betreuer:
Prof. Dr. Jürg Glauser, für die binationale Prüfungsphase zusätzlich Prof. Dr. Heinrich Anz
Publikation:
Egerer, Juliane: Von Waldtrollen und Hauszwergen. Norwegens übernatürliche Wesen als Erzählfiguren. Berlin/Münster: LIT Verlag, 2010.
Kontakt:
juliane.egerer@skandinavistik.uni-freiburg.de
Abstract:
Jedem Norwegen-Reisenden sind sie aus Souvenirläden bekannt: die Trolle. Weniger sinnenfällig für Touristen, doch ebenso präsent für Norweger sind ihre Verwandten Hulder, Nisse und Sjøorm. Die Studie verfolgt exemplarisch etwa 500 Jahre Diskursgeschichte dieser Wesen im Spannungsfeld zwischen Realität und Fiktion, Volksglaube und Literatur. Von ‚wissenschaftlichen’ Werken der Nachreformation und historisch-topographischen Schriften bis zu Volksmärchen und Kinderliteratur werden in der Studie die vielfältigen kulturellen Voraussetzungen heutigen kreativen Erzählens veranschaulicht.
„hvat heiðnir menn myndu til jóla vita“
Altwestnordische Quellen zur Julzeit und das kollektive Gedächtnis
Ort: Bonn
Betreuer: Prof. Dr. Rudolf Simek
Kontakt:
mersch@uni-bonn.de
Abstract:
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F
Grenzüberschreitende Geschichten. H. C. Andersens Texte aus globaler Perspektive
Betreuer:
HD Dr. Uwe Steiner (Universität Mannheim) und Prof. Dr. Heinrich Anz (Universität Freiburg und Universität Berlin)
Kontakt:
Frederike-Felcht@gmx.de
Abstract:
Die Arbeit versteht sich als Beitrag zu einer kulturwissenschaftlichen Literaturwissenschaft und besteht aus drei Teilen. Im Kern setzt sie sich aus einer globalisierungstheoretisch fundierten Perspektive mit ausgewählten Eventyr og Historier Hans Christian Andersens auseinander, dies ist der dritte Teil der Arbeit. Dazu bedarf es der Entwicklung von Fragestellungen, die sich aus einer solchen Perspektive ergeben. Diese Fragen werden in Teil 1 der Arbeit vorgestellt. Sie ergeben sich aus der Schnittmenge von globalisierungstheoretisch relevanten Ansätzen mit Themen, die in den ausgewählten Texten verhandelt werden und ihren Entstehungszusammenhang prägten. Hier greife ich einerseits auf philosophische, kulturtheoretische und literaturwissenschaftliche Überlegungen zurück, andererseits auf Arbeiten aus der historischen Globalisierungsforschung. Globalisierung wird mit letzteren als längerfristiger geschichtlicher Prozess begriffen (vgl. z. B. Bayly 2006; Fäßler 2007; Osterhammel / Petersson 2006). Durch die Bezugnahme auf postkoloniale Historiografiekritik und Walter Benjamins Geschichtsphilosophie wird Globalgeschichtsschreibung jedoch zugleich problematisiert und es wird nach Wegen gesucht, Geschichte nichttotalisierend zu erzählen. Hierbei können Andersens Texte selbst inspirierend sein. Zentrale Fragen der Arbeit sind:
– Welche Konzeptionen von Zeit begegnen uns in Andersens Texten und in welchem Verhältnis stehen sie zu ihrem historischen Kontext?
– Welche Räume und Weltbilder konstruieren die Texte? Wie verhalten sich die Texte zu historischen Prozessen wie der Entstehung von Netzwerken oder nationalistischen Grenzziehungen?
– Welche Formen von Wissen finden sich in den Texten und wie verhalten sie sich zueinander?
– Wie prägen literarische und kulturelle Übersetzungsprozesse die Texte und deren Geschichte?
Besonderes Augenmerk wird auf die Rolle von Dingen in der Literatur gelegt. Diese Gewichtung erfolgt einerseits, da in der Dingwelt von Andersens Texten die zentralen technischen Innovationen und ökonomischen Veränderungen, die frühen Globalisierungsprozessen eine neue Schubkraft verliehen, ihren Ausdruck finden.
Darüber hinaus geht die Infragestellung des eigenen Selbstverständnisses in den Texten oft von der irritierenden Macht der Dinge aus. Dabei wird das scheinbar außereuropäische und unaufgeklärte irrationale Verhältnis zu Dingen in der eigenen Kultur verortet, ohne als Gegenstand der Überwindung betrachtet zu werden. Stattdessen stellen Ding-Personenbeziehungen einen Motor der Einbildungskraft dar, der die literarischen Weltentwürfe ermöglicht. Deutlich wird dabei auch, dass Handeln immer unter (materiellen) Bedingungen steht. Der Umgang mit Dingen in den behandelten Texten kann zum Teil als Alternative zu Identitätsmodellen wie dem bürgerlichen autonomen Subjekt und dessen Rationalität begriffen werden (vgl. auch Böhme 2006; Latour 1995).
In Teil 2 positioniere ich die Eventyr og Historier in ihrem historischen Kontext, der ebenfalls von einer globalisierungstheoretischen Position aus gedacht wird. Dabei verwende ich autobiographische Texte sowie die Reisebücher Andersens, um mich dem historischen Kontext anzunähern. Diese globalisierungstheoretische Position hat, da sie aus einer sehr engen Auseinandersetzung mit den Texten und ihrem Entstehungszusammenhang entwickelt wird, keine Allgemeingültigkeit. Dies entspricht dem aktuellen Stand philosophisch fundierter Globalisierungstheorie: Globalisierung lässt sich nicht unabhängig vom Betrachter und Betrachteten denken (vgl. Badura 2006a, 2006b). Neben Globalisierungstheorien integriere ich natürlich auch theoretische Ansätze, die sich nicht als solche verstehen (zum Beispiel, weil der Begriff Globalisierung zu ihrer Entstehungszeit noch nicht existierte), sofern sie zur Erhellung eines Problems beitragen können. Hierzu zählen insbesondere Marxismus, Kritische Theorie und Postkolonialismus. Konkret gehe ich in Teil 2 Fragen der Raumwahrnehmung, -gestaltung und –erfahrung nach, die ich anhand von Motiven wie dem Interieur, der Stadt, der Reise, der Entstehung von personellen Netzwerken und dem grenzüberschreitendem Warenverkehr (auch anhand des Buchmarktes) erkunde.
In Teil 3 widme ich mich ausgewählten Eventyr og Historier aus drei Einfallswinkeln. Das erste Unterkapitel von Teil 3 betrachtet die Texte aus einer ökonomischen Perspektive, in der die Figur der Ware eine zentrale Bedeutung einnimmt. Im zweiten Unterkapitel gehe ich der Dynamik der Dingwelt nach, im dritten Unterkapitel werden Vernetzungsprozesse behandelt.
Building the nation on rails: Nation, region, and landscape in Norwegian debates on the railway 1840–1908
Betreuer: Prof. Dr. Ralph Tuchtenhagen
Ort: Berlin
Kontakt:
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Abstract:
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God dag, min läsare! Bland berättare, brevskrivare, boktryckare och andra bidragsgivare i tidig svensk veckopress 1730-1773
Disputation: 01.11.2013
Betreuer: Prof. Yvonne Leffler
Ort: Göteborg
Kontakt: tilda.maria@forselia.se
Abstract:
The thesis deals with the early press of ‚moral weeklies‘ in Sweden during the period 1730 to 1773, focussing on media technological conditions and the uses of the epistolary form. This genre, which initially followed the pattern of the English Spectator, emerged in the 1730s with nine journals produced in Stockholm. These were the first periodicals in Sweden that aimed to entertain as well as instruct. The study begins with the aim of finding explanations for their sudden emergence, by looking into the cultural and technological conditions of the period; such as printing, distribution, censorship practices,and potential audiences (chapters 3-6). The fall of autocracy and the rise of an early parlamentarianism provided the background. Stockholm attracted printers and book dealers, and a new generation of literati made careers in the state adminstration. Among these were several of the journals‘ editors, as well as potential readers. In the next part (chapters 7-8), the extensive and varied use of the epistolary form in these weeklies is analysed, as serving different purposes. A closer examination and interpretation is made of the epistolary material in Sedolärande Mercurius [Didactic Mercury] (1730-1731), edited by Carl and Edvard Carlsson, and Then Swänska Argus [The Swedish Argus] (1732-1734), edited by Olof Dalin. In Sedolärande Mercurius a number of letters explore the theme of problems with foreign trade; and in Then Swänska Argus satires in epistolary form paint a picture of ideas from abroad posing a threat to social life, and especially to married life. The last part (chapters 9-10) follows these trends further in time, by looking into the uses of the epistolary form in a couple of journals in the latter half of the 18th century: Bref Om Blandade Ämnen [Letters about a variety of subjects] (1754), edited by Carl Christoffer Gjörwell; and Brefwäxling [Letter Exchange] (1772-1773) by Catharina Ahlgren. Brefwäxling in particular differs substantially from the journals in the 1730s, a fact that is dis-cussed in terms of a transition from oral culture to a more literary one, new trends in epistolary rhetoric, and the gender of the narrator. The methods used in the study are archival research and textual analysis.
‚Landnahmen‘: Texte skandinavischer Kolonialreisender vom 17. bis ins 20. Jahrhundert
Kontakt: efriedrichsen@gmx.de
Publikation:
‚Landnahmen‘: Texte skandinavischer Kolonialreisender vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. Frankfurt: Peter Lang, 2010. (= Beiträge zur Skandinavistik, 19).
Abstract:
Skandinavische Reisende haben zahlreiche Texte über die überseeischen Kolonien ihrer Länder verfasst, die in der Forschung bisher selten beachtet wurden. Diese Arbeit beleuchtet die «Landnahmen», die diese Texte im Sinne einer sprachlichen Erfassung vollziehen. Den Kern bilden Einzelanalysen ausgewählter Veröffentlichungen über Tranquebar, Nya Sverige, Dänisch-Westindien sowie die Goldküste und die Nikobaren. Im Zentrum der Untersuchung stehen dabei Fragen nach der jeweiligen Präsentation des unbekannten Raumes, der Perspektive auf die Fremde und die Ausgestaltung von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Eine kommentierte Bibliographie bündelt diejenigen Werke, die nicht im Detail erörtert werden konnten.
Das Ethos des Pathographen. Literatur- und medizinethische Dimensionen von Krankenbiographien
Kontakt:
Publikation:
Das Ethos des Pathographen. Literatur- und medizinethische Dimensionen von Krankenbiographien. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2019, 286 Seiten. ISBN: 978-3-8253-6898-2.
Abstract:
Das vorliegende Buch schließt diese Lücke, indem es die medizinethische Sensibilität für Vulnerabilität und die literaturwissenschaftliche Sensibilität für Schriftlichkeit in Einklang bringt. Methodisch verankert in den Medical Humanities, werden hierzu Textsorten aus Medizin und Literatur einer gattungsethisch orientierten Textanalyse unterzogen. Die Arbeit, die weniger als Antwortgeber denn als grundlegender Problemaufriss konzipiert ist, strebt dabei nach einer Definition und Diskussion ethischer Kategorien, die für die pathographische Arbeit besondere Relevanz haben – mit anderen Worten: Sie strebt nach einem Ethos des Pathographen.
Entweder ästhetisch – oder religiös? Sären Kierkegaard textanalytisch
Betreuer: Prof. Dr. Lutz Rühling
Ort: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Kontakt: h.fuerstenberg@nord-inst.uni-kiel.de
Abstract:
Liest man Søren Kierkegaards Schriften textanalytisch, lässt sich das Verhältnis des Ästhetischen und des Religiösen in seinem Werk ganz neu bestimmen. Statt dass beide einander ausschließen, wie oftmals im Anschluss an Kierkegaards eigenes Diktum angenommen, lässt sich durch eingehende Detailstudien eine reziproke Bedingtheit offenbaren, die auf anthropologische, theologische und kunsttheoretische Prämissen zurückverweist. So belegt die Arbeit bereits in Texten aus Entweder – Oder oder der Wiederholung religiöse Kernthesen (z.B. zum christlichen Paradox, zu Unmittelbarkeit und rezeptiver Selbstaufgabe) anhand der narratologischen Komposition, Semantik, Wiederholungs- und Gegensatzfiguren u.a. Anhand der bisher kaum beachteten, hochkomplexen stilistischen Struktur verschiedener religiöser Reden und der Einübung im Christentum wird gezeigt, dass deren theologischer Gehalt umgekehrt erst durch die Indienstnahme ästhetischer Verfahrensweisen, Motive und Denkweisen zu Stande kommt. Der Band vereint eine literaturwissenschaftliche mit einer theologischen und philosophischen Perspektive in faszinierenden Analysen und weist so den Weg in ein neues Verständnis von Kierkegaards Schaffen.
G
Balanceakte am Fjord. Ästhetische Tradition, Variation und Innovation in Jon Fosses Dramen
Kontakt: inesgalling@web.de
Disputation:
(Thema: Subversive Idyllen – Tove Janssons Muminbücher) am 24. November 2008 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Publikation:
Balanceakte am Fjord. Ästhetische Tradition, Variation und Innovation in Jon Fosses Dramen. Frankfurt: Lang, 2010.
Abstract:
Auf den Theaterbühnen wie im Feuilleton sorgen die Dramen des 1959 geborenen Norwegers Jon Fosse seit einigen Jahren für Furore. Die Studie untersucht zunächst das Echo auf Fosses Stücke in der skandinavischen und deutschsprachigen Presse, bevor sie die Dramen selbst in den Blick nimmt. Da die Rezeption stark auf Natur und Klima (fjord og fjell / Fjorde und Berge) fokussiert, setzt auch die Textanalyse hier an. Ausgehend von der Frage nach Funktion und Instrumentalisierung von fjord og fjell arbeitet sie die Konzeption dramatischer Grundgrößen im Spannungsfeld zwischen Gattungstraditionen und zeitgenössischer Ästhetik heraus. In diesem Zusammenhang analysiert die Arbeit auch eine veränderte Reflexion des Theatralen im Text sowie eine neu konzeptionalisierte Wirkungsästhetik.
Der ›Germanische Wissenschaftseinsatz‹ des Ahnenerbes der SS: Norwegen, Dänemark, Schweden, Finnland, Niederlande und Belgien
Betreuer: Prof. Dr. Bernd Henningsen
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
Abstract:
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Die Macht der dunklen Kammern. Exotik und Identität und frühes Kino in Dänemark
Kontakt: ConstanzeGestrich@gmx.net
Abstract:
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Kommunikationsstrategien in interskandinavischen Diskursen
Disputation:
März 2006 an der Universität Hamburg
Publikation:
Kommunikationsstrategien in interskandinavischen Diskursen. Hamburg: 2007, 372 Seiten. (= PHILOLOGIA – Sprachwissenschaftliche Forschungsergebnisse, Bd. 95)
ISBN: 978-3-8300-2522-1
Kontakt: bergol@web.de
Abstract:
In dieser Studie werden Kommunikationsstrategien beschrieben und analysiert, die Skandinavier in Gesprächen mit anderen Skandinaviern verwenden, wenn jeder seine eigene Muttersprache spricht. Im Mittelpunkt der Analyse stehen Diskurse zwischen Schweden und Dänen sowie Dänen und Norwegern. Die Sprachen Dänisch, Schwedisch und Norwegisch weisen aufgrund ihrer parallelen geschichtlichen Entwicklung sehr viele typologische und genetische Ähnlichkeiten auf. Diese Ähnlichkeiten ermöglichen eine direkte Verständigung zwischen den
Sprechern, so dass das Hinzuziehen eines Dolmetschers oder der Gebrauch einer lingua franca sich erübrigen. Die Gesprächsteilnehmer verstehen die Nachbarsprache, bedienen sich aber nur ihrer eigenen Muttersprache. Sie sind also rezeptiv mehrsprachig. Eine Kommunikation, die unter diesen Bedingungen stattfindet, wird als Semikommunikation definiert.
Charakteristisch für die Semikommunikation ist, dass sie als problematisch betrachtet wird. Trotz weit gehender Ähnlichkeiten gibt es auch einige Differenzen und die Ähnlichkeiten können sich zuweilen auch als trügerisch erweisen. Folglich müssen sich die Gesprächspartner –
im Vergleich zu der monolingualen Kommunikation – mehr um Verständigung bemühen.
Somit hängt der Kommunikationserfolg in der Semikommunikation davon ab, inwieweit die Gesprächsteilnehmer auftretende oder potenzielle sprachliche Probleme beseitigen können. Dazu bedienen sie sich unterschiedlicher Kommunikationsstrategien. Diese beinhalten Mittel
und Prozeduren, die dem Sprecher bei der Realisierung seines kommunikativen Ziels helfen. Gleichzeitig haben sie einen interaktiven Charakter, weil sie der Überbrückung von Wissenslücken seitens des Rezipienten dienen. Der Hauptgedanke, auf dem diese Studie auf-
baut, ist, dass gerade die Verwendung von Kommunikationsstrategien eine Verständigung zwischen Skandinaviern ermöglicht. In Anlehnung an weit verbreitete Empfehlungen für die Semikommunikation, die von internordischen sprachlichen Institutionen formuliert wurden, wird auf Kommunikationsstrategien wie Wiederholungen, Umschreibungen und den Gebrauch von Slang und Abkürzungen eingegangen. Das Herzstück der Studie bildet jedoch eine Strategie, die bisher nicht im Zusammenhang mit der Semikommunikation thematisiert wurde. Dabei handelt es sich um das Codeswitching in die Nachbarsprache. Aufgrund der Ähnlichkeiten der Sprachen würde man das Switchen nicht erwarten und doch kommt es häufig vor. Anhand der Analyse wird aufgezeigt unter welchen Bedingung sich Sprecher des Codeswitchings bedienen und welche Funktionen es erfüllt.
Im Großen und Ganzen wird in dieser Studie dargelegt, wie die Semikommunikation funktioniert, welche Probleme auftauchen können und wie Gesprächsteilnehmer Verständigung etablieren. Damit kann dieses Buch als Grundlage dienen für die Erforschung der Verständigung zwischen Sprechern anderer eng verwandten Nachbarsprachen wie z.B. der slawischen oder romanischen Sprachen. In einem mehrsprachigen Europa, dessen innerstaatliche Grenzen immer mehr ver-
schmelzen, wird gerade die rezeptive Mehrsprachigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen, weil sie mit einem vergleichsweise geringen Einsatz Verständigung ermöglicht.
Schlagwörter:
Semikommunikation, Interkomprehension, Kommunikationsstrategie, Codeswitching, Verständigung, Akkomodation, Rezeptive Mehrsprachigkeit, Skandinavien
H
Religiös motivierte Auswanderung von Schweden nach Palästina zwischen 1860 und 1914. Zu den historischen Hintergründen von Selma Lagerlöfs Roman ‘Jerusalem’
Ort: Köln
Betreuer: Prof. Dr. Gert Kreutzer
Diebstahl und Raub in den Isländersagas (Arbeitstitel)
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heinzmann
Ort: München
Kontakt: daniela.hahn10@gmail.com
Abstract:
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Raumkonzeptionen im Werk Herman Bangs
Ort: München
Kontakt:
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Abstract:
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Der Norden, Europa und die Weltordnung in der nordeuropäischen Debatte während des Zweiten Weltkrieges
Kontakt: Jan.Hecker-Stampehl@rz.hu-berlin.de
Fach: Neuere und Neueste Geschichte
Abstract:
Das Dissertationsvorhaben hat zum Ziel, die nordeuropäische Auseinandersetzung mit ver-schiedenen Perspektiven politischer Ordnung während des Zweiten Weltkriegs zu untersuchen. Im Zentrum steht eine bisher unerforschte Debatte über die Einheit des Nordens, die v.a. in Schweden, Dänemark und Finnland geführt wurde. Diese Debatte stand unter dem starken Eindruck der Kriegsereignisse; Gegenstand waren Zukunftsentwürfe für ein wirtschaftlich, militärisch und politisch geeintes Nordeuropa nach dem Kriegsende. Diese Pläne reichten von losen Formen der Kooperation bis hin zu einer staatsrechtlichen Vereinigung, dem seit Scheitern des politischen Skandinavismus im 19. Jahrhundert für nicht realisierbar gehaltenen ›grand projet‹ des Nordens. Neben dieser ›nördlichen Dimension‹ sollen nordische Reaktionen auf nationalsozialistische Neuordnungsgedanken untersucht werden. Eine weitere Dimension politischer Ordnung, die globale Friedenssicherung, spiegelt sich in den Reaktionen zur Idee der Vereinten Nationen in der zweiten Hälfte des Kriegs.
Diese verschiedenen Teildebatten sind als wichtiges ideologisches Fundament des Nachkriegsnordismus und als wesentliches Element in der Konstruktion einer kollektiven nordischen ‚Identität’ zu sehen. Die verschiedenen Dimensionen politischer Ordnung können als Grundlagen des (außen-) politischen Selbstverständnisses des Nordens nach dem Krieg gedeutet werden. Es geht aber auch um die Korrektur des Geschichtsbilds von der nordischen Opferrolle im Krieg. Ziel ist es einerseits, Verlauf, Bedingungen und inhaltliche Ziele in dieser Debatte grundlegend aufzuarbeiten, andererseits die diskursiven Figuren und Strategien, die der Legitimation der Ziele dienten, zu analysieren. Die Untersuchung soll nationale Prägungen der Diskurse berücksichtigen, aber ein Anliegen ist es, sich von gängigen Mustern nationaler Geschichtsschreibung (wie sie auch in Nordeuropa gängig ist) zu lösen.
Norwegian Native Art – Cultural Identity in Norwegian Metal Music
Betreuer: Prof. Dr. Heinrich Anz
Kontakt: vonhelden@gmx.net
Abstract:
Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben skandinavische bzw. nordische Bands im Pagan und Viking Metal – beides sind neuere Subgenres des Heavy bzw. Extreme Metal – erheblich an Popularität gewonnen. Im Gegensatz zu anderen, zahlreich vorhandenen Subgenres des Metal, setzen sich Musiker hier aktiv mit der eigenen kulturellen Identität auseinander.
Ziel meines interdisziplinär angelegten Dissertationsprojekts ist es, die Rezeption kultureller Elemente in exemplarisch gewählten Songs zu analysieren. Obwohl die Auseinandersetzung mit ideengeschichtlichen Themengebieten wie Mythologie, Literatur, Religion und traditioneller Volksmusik innerhalb des Bereichs Populärmusik im Allgemeinen nichts Neues ist, wird das Projekt zeigen, dass insbesondere norwegische und finnische Vertreter beider Subgenres diesem Phänomen eine intensivere Dimension verliehen haben. Norwegen und Finnland wurden aufgrund ihres – im Gegensatz zu beispielsweise Schwedens – relativ jungen nationalen Bewusstseins ausgewählt.
Das Dissertationsvorhaben wird sich an folgenden Analysepunkten orientieren: Zunächst sollen mit Hilfe einer Kontextanalyse die Ideengeschichten Norwegens und Finnlands aufgezeigt werden. Dabei handelt es sich um die Aspekte Literatur, Mythologie, Religion, Geschichte und traditionelle Volksmusik. In einem weiteren Schritt sollen die „Produkte“, also repräsentative Songs und Bilder, analysiert werden. Dieser Schritt wird auf textlicher, bildlicher sowie tonaler Ebene erfolgen. Abschließend zeigt die Dissertation den Einfluss der Genres auf andere, hauptsächlich europäische Metalszenen auf. Meine These bezieht sich vor alle auf den so entstandenen „Nordmythos“ und dessen Rezeption in anderen Ländern. So gibt es unter anderem deutsche Bands, die sich nur in der „Originalsprache“, z. B. Norwegisch ausdrücken möchten, ihre CD-Cover mit Runen schmücken und sich selbst als Wikinger verkleiden. Andere Musiker wiederum sehen sich – durch nordische Vorbilder – dazu angeregt, sich mit der eigenen kulturellen Identität auseinanderzusetzen.
Natur, Kultur und Aktivismus: Eine kulturökologische Analyse umwelt-engagierter Literatur aus Norwegen und Island
Betreuer: PD Dr. Thomas Fechner-Smarsly
Kontakt: reinhardhennig@yahoo.de
Abstract:
Seit Rachel Carsons „Silent Spring“ (1962) wurden und werden Auseinandersetzungen über Umweltprobleme immer wieder mittels engagierter Literatur initiiert und beeinflusst. Ein aktuelles nordisches Beispiel ist Andri Snær Magnasons „Draumalandið“ (2006), das eine weit über Island hinausreichende Diskussion des Verhältnisses von Kultur und Natur ausgelöst hat. Unter der Bezeichnung „ecocriticism“ wird in den Literatur- und Kulturwissenschaften solchen Themen inzwischen verstärkt Beachtung geschenkt. In meiner Arbeit untersuche ich unter Verwendung des kulturökologischen Ansatzes von Hubert Zapf, demzufolge Literatur als kulturkritischer Metadiskurs, als imaginativer Gegendiskurs und als reintegrativer Interdiskurs fungiert, umwelt-engagierte Literatur aus Norwegen und Island von den 70er Jahren bis zur Gegenwart.
Improving future(s). Youth Imagery as representation of the Political Cultures in Sweden and Poland
Betreuerin: Prof. Dr. Bernd Henningsen, Prof. Dr. Walter Rothholz
Ort: Greifswald
Kontakt:
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Disputation: 23.04.2014
Abstract:
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Zur Grammatikalisierung der Pseudokoordination im Norwegischen und in den anderen skandinavischen Sprachen
Disputation: 18.4.2007 Universität Greifswald
Kontakt: andrea.hesse@uni-greifswald.de
Publikation:
Zur Grammatikalisierung der Pseudokoordination im Norwegischen und in den anderen skandinavischen Sprachen. Tübingen/Basel: A. Francke Verlag, 2009.
Abstract:
Die Arbeit befasst sich mit der sog. Pseudokoordination (PK), einer charakteristischen und frequenten Hilfsverbkonstruktion der skandinavischen Sprachen mit zahlreichen Varianten. Typisch für dieses Muster ist, dass es oberflächlich wie eine Koordination aussieht, sich aber phonologisch, syntaktisch und semantisch wie eine Subordination aus Hilfsverb und Vollverbphrase verhält; z.B. norw. Lisa sitter og strikker. Die Untersuchung geht am Beispiel des Norwegischen vom frequentesten PK-Typ mit den Positionsverben sitte/stå/ligge aus und betrachtet dessen aspektuelle, syntaktische, phonologische und semantische Entwicklung von echten Verbalkoordinationen wie Lisa sitter på sofaen og strikker, die analog auch im Deutschen und anderen Sprachen geläufig sind, zu Hilfsverbkonstruktionen. Daran anknüpfend werden fünf weitere frequente PK-Typen (mit den Hilfsverben gå, holde på, drive, ta und være) sowie ähnliche Muster untersucht. Für die Analyse werden vornehmlich einige kurze Sätze und ihre Abwandlungen herangezogen mit dem Ziel, die Zusammenhänge der einzelnen PK-Entwicklungsstufen sowie die Verwandtschaft zwischen den vielen PK-Typen aufzeigen, damit eine differenzierte Theorie der PK zu entwickeln und Schlussfolgerungen im Hinblick auf die allgemeine Grammatikalisierungstheorie zu ziehen. Die PK zeigt sich insgesamt als ein ausgebauter Formtyp, der für unterschiedliche Funktionen genutzt wird. Die meisten PKs markieren verschiedene Grade von Imperfektivität. Daneben bedient das Muster aber auch inchoative und absentive Funktionsbereiche (ta og lese ‚zu lesen anfangen‘; være og handle ‚einkaufen sein‘). Die PK wirkt attraktiv auf andere Syntagmen und löst damit konvergierende Entwicklungen aus (z.B. holde på (med) å lese ® holde på og lese). Sie ist aber auch ein Muster, das sich selbst weiterentwickelt. Dies zeigt sich an dialektalen Sonderformen und an der Abspaltung der kontinuativen Konstruktion bli sittende og lese ‚weiterlesen‘. Die Arbeit widmet sich außerdem einem ausführlichen skandinavischen Vergleich. Anhand einer Korpusuntersuchung wird dargelegt, welche PK-Typen und anderen Imperfektivitätsmarker in welchen nordischen Sprachen wie frequent belegt sind und inwieweit sie vom Norwegischen abweichende Eigenschaften aufweisen.
GUTE NATION ODER EUROPA?
Euroskeptizismus in Norwegen und in der deutschsprachigen Schweiz
Disputation: 13.07.2005 an der Humboldt-Universität zu Berlin
Publikation:
Zur Online-Publikation dieser Dissertation auf dem Server der Humboldt-Universität zu Berlin geht es hier.
Kontakt: jochenhille@compuserve.de
Abstract (deutsch):
Norwegen und die Schweiz sind keine EU-Mitgliedstaaten, weil die Bevölkerungen die Integration mehrheitlich in Referenden ablehnte. Die enorme Mobilisierung und Emotionalisierung in den nationalen Integrationsdebatten kann weder durch ökonomische noch durch politische Umstände hinreichend erklärt werden, zumal die Eliten beider Länder mehrheitlich die Integration unterstützen. Die Hauptmobilisierungsressource von Euroskeptikern liegt vielmehr darin, tief verwurzelte nationale Selbst- und Fremdbilder zu reaktivieren. Diese Diskursanalyse beschreibt vergleichend, auf welche Art und Weise die größten euroskeptischen Akteure der Schweiz und Norwegens diesen Rückgriff auf das Nationale in Integrationsdebatten herstellen. Gefragt wird, wie die „Aktion für eine Unabhängige und Neutrale Schweiz“ (AUNS) und die eng mit ihr verbundene „Schweizerische Volkspartei“ (SVP) einerseits, und die norwegische Bewegung „Nein zur EU“ (norwegisch: Nei Til EU) andererseits, ihren Integrationswiderstand mittels nationaler Narrationen und Bildersprachen als sinnvoll darstellen. Hierzu werden umfangreiche euroskeptische Bild- und Textquellen referiert und gedeutet. Damit wird ein Beitrag zur Forschung über das Selbstverständnis, die Denkweise, die Rhetorik und das Tugendsystem anti-integratorischer Bewegungen geleistet. Denn Euroskeptiker verstehen sich primär als Verteidiger der guten nationalen Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft und dessen Nationalstaat beschreiben sie als wärmer, natürlicher, näher, gerechter, effizienter, friedlicher und demokratischer als das integrierte Europa, welches als ferner, kalter, bürokratischer Superstaat EU dargestellt wird.
Abstract (english):
Norway and Switzerland are not member states of the EU, since the majority of the people rejected integration in several referenda. The emotionality and the enormous mobilisation in national debates on integration cannot sufficiently be explained by economic and political reasons, since the majority of the elites are supporting integration. Instead, the main resource of mobilisation for Eurosceptics lies in reactivating deeply rooted descriptions of national self and other. For carving out these collective images, this discourse-analysis compares how the major Eurosceptical actors of Switzerland, the “Action for an Independent and Neutral Switzerland” (AUNS) together with the tightly connected “Swiss People’s Party” (SVP), on one hand, and the Norwegian movement “No To EU” (NEI TIL EU), on the other hand, describe their actions as meaningful in their iconography and narrations. In doing so, the study refers to and interprets extensive material from Eurosceptical actors and contributes to the understanding of Eurosceptical self-perception, ways of thinking, rhetoric and virtue system. Here Eurosceptics perceive themselves mainly as defenders of the national community and its nation-state, which are regarded as warm, natural, close, justified, efficient, peaceful and democratic, while Europe is perceived as the cold, distant, bureaucratic superstate EU.
Publikationen:
Henze, Valeska / Hille, Jochen / Schymik, Carsten (Hg.): Go North! Baltic Sea Region Studies. Past-Present- Future. BWV-Verlag. Berlin. 2006: 1-220.
Hille, Jochen. Gute Nation oder Europa? Euroskeptizismus in Norwegen und in der deutschsprachigen Schweiz. 2005: 1-242 [Online Publikation].
–: „The Northern Antipode to European Integration or Why Everybody Expects Northern Norwegians to be Sceptical of European Integration.“ In: Möller, Frank/Pehkonen, Samu (ed.): Encountering the North. Cultural Geography, International Relations and Northern Landscapes. Ashgate. 2003: 165-186.
–: „Nationale Demokratie oder Europa? Die Integrationsdebatten in Norwegen und in der Schweiz“. In: Berliner Debatte Initial 13 (2002) 5/6: 36-44.
–: „Europäische Integration durch Volksabstimmungen. Nationen als tägliches Plebiszit.“ In: Hat die Nation im Norden eine Zukunft? Tagungsband Symposium am 21. Juni 2001 in Berlin: 48-53.
–: „Das norwegische EU-Referendum von 1994. Nationale Identität versus Europäische Integration.“ In: Albrecht, Ullrich/Kerner, Manfred/Stopinski, Sigmar (Hrsg.) Materialien und Dokumente zur Friedens- und Konfliktforschung Nr. 33. Freie Universität Berlin. 2000: 1-98.
–: „Norwegen – weit entfernt von Europa.“ In: Ästhetik & Kommunikation, Heft 107, 30. Jg. (1999) Kleine Länder, Berlin: 61-66.
–: „Norwegen und die EU-Integration. Zweimal Nein und doch dabei?“ In: Norrøna Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik der skandinavischen Länder. 15. Jg. Nr. 26. Juni 1999: 73-77.
Schlagwortliste:
Norwegen, Schweiz, EU, Nationale Identität, Europäische Identität, Politische Gemeinschaft, Politische Kultur, AUNS, SVP, Nei til EU, Demokratie, Schweizer Neutralität, radikaler Konstruktivismus, Diskursanalyse, Euroskeptizismus, Kleinstaat, Nordeuropa, Norden, Skandinavien, Europäische Integration, Vergleichende Politikwissenschaft, Kulturwissenschaft.
Vom isländischen Mann zum norwegischen Gefolgsmann. Männlichkeitsbilder, Vergangenheitskonstruktionen und politische Ordnungskonzepte im Island des 13. und 14. Jahrhunderts.
Betreuer: Prof. Dr. Klaus van Eickels
Ort: Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Kontakt: heiko.hiltmann@uni-bamberg.de
Publikation:
Vom isländischen Mann zum norwegischen Gefolgsmann. Männlichkeitsbilder, Vergangenheitskonstruktionen und politische Ordnungskonzepte im Island des 13. und 14. Jahrhunderts (Bamberger Interdisziplinäre Mittelalterstudien). Dissertation Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2009.
Abstract:
Im ausgehenden 9. Jahrhundert wird Island von (überwiegend) norwegischen Auswanderern besiedelt. Für die Landnehmer beginnt eine Zeit der Unabhängigkeit von der norwegischen Krone. Sie errichten eine oligarchisch verfasste und regional organisierte Ordnung, die aufgrund ihrer vermeintlich demokratischen Grundprinzipien in der Forschung bis heute häufig mit Begriffen wie „Freistaat“, „Commonwealth“ oder neuisländisch „þjóðveldi“ (dt. „Volksgewalt“) belegt wird. Nach einer Zeit innerer Konflikte und bürgerkriegsähnlicher Zustände in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird Island schließlich in den Jahren 1262 bis 1264 als tributpflichtiges Land in das norwegische Königreich integriert. Der sukzessiv erfolgende Integrationsprozess ist mit grundlegenden sozialen und politischen Veränderungen verbunden. In dieser Zeit des Wandels verhandeln die Isländer intensiv über die Festschreibung ihrer eigenen Geschichte, die Definition ihrer eigenen Traditionen und über die Etablierung ihres eigenen unabhängigen Status. Diese Verhandlungen fanden ihren Niederschlag in der altislÀndischen Sagaliteratur des 13. und 14. Jahrhunderts. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, welche Auswirkungen die soziopolitischen Entwicklungen und Veränderungen im hoch- und spätmittelalterlichen Island auf das zeitgenössische Männlichkeitbild hatten. Sie zeigt, dass insbesondere die Vergangenheits- und Vorzeitsagas ihren Verfassern als Präsentationsmedium eines zeitgenössischen sozialen Diskurses dienten, der auf Island über die Entwicklung des „freistaatlichen“ isländischen Mannes zum norwegischen Gefolgsmann geführt wurde.
Das Trinkhorn in der altnordischen Kultur
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heizmann
Ort: LMU München
Kontakt: anne@jus-hofmann.de
Abstract:
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Þá varð hlátr mikill ⎯ On the role of laughter in Old Norse saga literature
Betreuerin: Prof. Rosalind Love
Ort: University of Cambridge
Kontakt: ch776@cam.ac.uk
Abstract:
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Merlin und die völva. Weissagungen im Altnordischen
Kontakt: Horst@em.uni-frankfurt.de
Publikation:
Merlin und die völva. Weissagungen im Altnordischen. München:Utz, 2010. (= Münchner nordistische Studien, 5).
Abstract:
Weissagungen sind ein in der altnordischen Literatur verhältnismäßig häufig zu beobachtendes Phänomen, und mit der Völuspá ist sogar einer der bekanntesten altnordischen Texte überhaupt als Prophezeiung einzuordnen. Vorhersagen sind ein wichtiges Element der Erzählstruktur vieler Sagas, und trotzdem ist unser Wissen über Prophezeiende und die von ihnen angewandten Techniken eher spärlich.
Das vorliegende Buch trägt die verstreuten Informationen zusammen, die sich vor allem in der Sagaliteratur und der eddischen Dichtung über verschiedene Formen der Prophezeiung finden. Zukunftskundige Figuren und verschiedene Techniken der Weissagung werden ebenso behandelt wie Weissagungen in der Mythologie. Vor dem Hintergrund dieses größeren Zusammenhangs werden dann fünf prophetische Gedichte auf ihre narrative Struktur und besonders das Verhältnis von Erzählern und Adressaten hin untersucht.
Literarische Umschriften kanonisierter Hervorbringungserzählungen. Schöpfen, Fabrizieren und Neuanfangen um 1900
Betreuer:
Prof. Dr. Annegret Heitmann, Prof. Dr. Aage A. Hansen-Löve, Prof. Dr. Unni Langås (opponent)
Ort: Ludwig-Maximilians-Universität, München und Universitetet i Agder, Norwegen (Cotutelle-Verfahren)
Kontakt: irina.hron.oberg@tyska.su.se
Publikation:
Literarische Umschriften kanonisierter Hervorbringungserzählungen. Schöpfen, Fabrizieren und Neuanfangen um 1900. Freiburg i.Br.: Rombach, erscheint im Frühjahr 2013.
Abstract:
(deutsch)
Bereits die ersten flüchtigen Notizen zu meiner Arbeit waren einem der grundlegenden Momente des Schöpferischen gewidmet: der unhintergehbaren Nachträglichkeit alles Geschaffenen. Am Anfang stand und steht nach wie vor die Faszination, die von der Machtlosigkeit des (ästhetischen) Subjekts ausgeht, dem sein eigener Ursprung abhanden gekommen ist. In dem Augenblick, in dem es zu sich selbst kommt, ist das Geschöpf bereits vorhanden. Es ist bereits geschaffen und damit gefangen in der Rolle des ewigen Zweiten, im Wettlauf um den originären Schöpfungsakt. Doch wem gebührt der erste Platz in diesem Rennen um den einen Anfang? Vor dem oszillierenden geistesgeschichtlichen Hintergrund der Jahrhundertwende um 1900 bildet sich eine Literatur heraus, in welcher künstlerische und naturwissenschaftliche Schöpfungsfragen in zunehmendem Maße die Texte durchziehen. Die Figur des Schöpfers ersteht wieder auf – im Bilde des Künstlers, des (Natur)forschers oder des vereinzelten und vereinsamten Subjekts. Um der Vielschichtigkeit solcher Schöpfungsvorstellungen um 1900 gerecht zu werden, wird der Schöpfungsbegriff eingetauscht gegen eine durchlässigere, für die unterschiedlichen Facetten empfängliche Begrifflichkeit: Hervorbringung. Anhand dreier bedeutender Romantexten der Jahrhundertwende um 1900 lassen sich die Imaginationen des Hervorbringens sichtbar machen und systematisch analysieren. Die „Romanstücke“ unter dem Titel Sult (dt. Hunger) des Norwegers Knut Hamsuns machen den Anfang. Darauf folgt August Strindbergs Schärenroman I havsbandet (aus dem Schwedischen übersetzt mit Am offenen Meer) und die Triade schließt sich mit Rainer Maria Rilkes fragmenthaften Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Während bei Hamsun religiös-theologisch aufgeladene Semantiken des Schöpfens und Erschaffens den Text modulieren, strotzt der Strindbergsche Roman von naturwissenschaftlich unterlegten Figuren des Fabrizierens, des Produzierens und des Reproduzierens. Bei Rilke schließlich, sind es genealogische Imaginationen von Generation, von Zeugung und Geburt, die ins Zentrum der analytischen Aufmerksamkeit rücken.
Abstract:
(norwegisch)
Dette prosjektet har til hensikt å undersøke hvilke aspekter som er mest konstituerende for skapelsesforestillinger rundt 1900, og ønsker ut over dette å lansere et nytt begrep i stedet for skapelse: frambringelse. Fenomenet „frambringelse“ som viser tilbake til det aristoteliske poiesis tar utgangspunkt i et grunnleggende aspekt av både (menneskets) tilværelse og tekstualitet: Subjektets forsinkelse overfor dets egen skapelsesakt og skapningens maktesløshet overfor sin umulighet til å vende tilbake til skapelsens opprinnelse. Skapningen er bestandig konkurransens andremann. Men hvem er det som er førstemann? Med tittelen Frambringelsens estetikk tar prosjektet utgangspunkt i endringene i filosofiens utøving av estetisk kritikk og undersøker konsekvensene for den modernistiske litteraturen som ikke lenger ser på skapelse som et guddommelig privilegium. Den faglige hovedmålsetningen er å utforske vekselvirkningene mellom religiøse, (populær)vitenskaplige, naturvitenskaplige og genealogiske frambringelsesforestillinger og estetikk, nærmere bestemt litteratur. Avhandlingen tar sikte på å undersøke på hvilken måte de banebrytende ideene som preget 1900-tallets filosofi og estetisk teori kan forstås som en sekularisering av teologiske begreper (Kant, Nietzsche, Blumenberg) eller som en estetisk simplifisering av vitenskapelige premisser (Linné, Darwin, de Lamarck m.fl.). For å utforske frambringelses-begrepet tar jeg utgangspunkt i romaner fra 1900-tallet, bl.a. Hamsuns „Sult“ som underkastes en semantisk analyse basert på (post)religiøse mønstre. I Strindbergs „I havsbandet“ undersøker jeg i hvilken grad sosialdarwinistiske idéer om seleksjon, nietzscheanske fantasmer og Frankenstein-komplekset spiller en avgjørende rolle. Først på bakgrunn av disse semantiske grensene blir det mulig å analysere 1900-tallets oscillerende forståelse av det å frambringe, og forskningsresultatene prosjektet skal oppnå vil utgjøre et nytt og vesentlig bidrag innenfor modernitetsforskning.
Schlagwörter:
Schöpfung, Kreationsmetaphorik, Hervorbringung, Zeugungs- und Geburtssemantiken, Europäische Literaturen um 1900, Hamsun, Strindberg, Rilke.
I
Der Erfolg des schwedischen Musikexportes. Eine vergleichende Studie zum Export und zur Geschichte der populären Musik Schwedens und Deutschlands.
Ort: Münster
Kontakt: heike.imken@uni-muenster.de
Abstract:
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Das Inventar der Jómsvíkinga saga und seine deutschsprachige Rezeption
Betreuer: Prof. Dr. Rudolf Simek
Kontakt: http://www.irlenbusch.de/
J
Familienkonstellationen in den Isländersagas
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heizmann
Ort: Ludwig-Maximilians-Universität, München
Kontakt:
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Abstract:
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Zur Rezeption und Bearbeitung des Barlaam und Josaphat-Stoffes
im mittelalterlichen Skandinavien
Kontakt: vejohant@uni-muenster.de
Abstract:
Im Zentrum meiner Untersuchung steht die im Mittelalter weit verbreitete Legende von Barlaam und Josaphat, die ihren Ursprung letztlich in der Buddha-Legende hat. Anhand der Überlieferungsgeschichte wird aufgezeigt, wie ein ursprünglich rein religiöser Text durch das Einfügen weltlicher Elemente neuen Rezipientenkreisen erschlossen wurde. Der Vergleich mehrerer volkssprachlicher Ausformungen eröffnet Einblicke in den mittelalterlichen ‚Übersetzungsbetrieb‘, die Vermittlungswege geistlicher und weltlicher Ideale und die Funktion lehrhafter Literatur. Die älteste nordische Bearbeitung liegt mit der altnorwegischen Barlaams ok Josaphats saga vor, die um 1250 am Königshof in Bergen entstanden ist. Hákon IV. Hákonarson (reg. 1217-1263) förderte die Übertragung kontinentaleuropäischer Texte ins Altnordische, um höfische Ideale zu propagieren. Eines der Ziele meiner Analyse ist es, die Funktion der Barlaams saga innerhalb dieses Kultur- und Bildungsprogramms zu beleuchten, insbesondere in Hinblick auf die Verbreitung religiöser Wertvorstellungen und höfischer Normen (Umgang mit der Gattung Legende, Stilbildung, gemeinschaftsstiftende Funktion höfischer wie auch religiöser Literatur, Untersuchung des literarischen Milieus, Verhältnis zu zeitgleichen Texten wie Konungs skuggsjá und Stjórn). Die textinterne Gewichtung religiöser und weltlicher Lehre und die Darstellung vorbildlichen christlichen Handelns einerseits, idealer Herrschaft andererseits sollen auch vor dem sozialgeschichtlichen Hintergrund bewertet werden. Auch bei der Untersuchung der schwedischen und isländischen Bearbeitungen des Stoffes stehen das Entstehungsumfeld und das Verhältnis von religiöser und weltlicher Normsetzung im Mittelpunkt. So kann die Untersuchung des Barlaam-Stoffes einen Beitrag zum besseren Verständnis der Wirkung geistesgeschichtlicher Einflüsse im mittelalterlichen Skandinavien leisten.
Der Horizont eines Schreibers. Jón Eggertsson (1643-1689) und seine Handschriften
Disputation:
26. Januar 2006 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Kontakt: r.juck@uni-koeln.de
Abstract:
Der Isländer Jón Eggertsson trug als Handschriftenlieferant durch seine Zusammenarbeit mit dem schwedischen sog. Antiquitätenkollegium, der ersten wissenschaftlichen Akademie des Landes, in entscheidender Weise zur Bedeutung der heutigen Sammlung Islandica in der Königlichen Bibliothek zu Stockholm bei. Im Auftrag des Kollegs reiste er 1682/83 durch Island, um dort Handschriften zu erwerben und zu kopieren, die er an seine schwedischen Auftraggeber weiterverkaufte. Mein Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit diesen Codices sowie mit Jón Eggertssons weiterer Arbeit als Schreiber (die er vorwiegend im Schuldnergefängnis von Kopenhagen vornahm) sowie als Autor vorwiegend autobiographischer Dichtung, doch auch einer der ältesten Abhandlungen über die Ökonmomie seiner Heimatinsel. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der Rolle Jóns als Textvermittler, wobei sowohl seine händlerischen Tätigkeiten als auch konkret seine Art, als Kopist zu arbeiten, Betrachtung erfährt. Eine These der Arbeit ist die Stellung Jón Eggertssons auf der Schwelle zwischen mittelalterlichem, seine Vorlagen adaptierendem Schreiber und neuzeitlichem, „akademischem“ Kopisten.
Kurzbiographie:
geb. 05.06.1972 in Laupheim/Wtbg.
1992-98 Studium der Skandinavistik, (Keltologie), Musikwissenschaft und Älteren Germanistik in Bonn, Köln und Åbo
1994-96 Tutorin für Isländisch an der Universität Bonn
1998 M.A. an der Universtität Bonn („Mittelalterliche Gelehrsamkeit und neuzeitliches Gedankengut im Werk von Jón Guðmundsson lærði (1574 – 1658) nach der Handschrift isl. papp. fol. Nr. 64“)
1998-2000 wiss. Ma. im DFG-Projekt „Repertorium der altnordischen Artesliteratur“
2000 Lektorin für Schwedisch an der Universität Bonn
2000-06 Promotionsstudium an der Universität Bonn
2001-03 Stipendiatin der Gradiuertenförderung des Landes NRW sowie des DAAD
2003 Lehrbeauftragte (Altwestnordisch) an der Universität Stockholm, institutionen för nordiska språk
2004-06 Vertretung der Assistenz am Lehrstuhl Simek an der Universtität Bonn
2005 Gastdozentin (Paläographie) an der Universität Stockholm, institutionen för nordiska språk
2005-06 Lehrbeauftragte für Altwestnordisch an der Universitt zu Köln
seit 10/2006 wiss. Ma. am Institut für Nordische Philologie mit finnischer Abteilung an der Universität zu Köln
K
Koordinaten des Nordens.
Wissenschaftliche Konstruktionen einer europäischen Region 1770-1850
Disputation:
02. Juli 2004 am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität
Publikation:
Koordinaten des Nordens. Wissenschaftliche Konstruktionen einer europäischen Region 1770-1850. Berlin: Berliner Wissenschaftsverlag, 2005. (= Nordeuropäische Studien, Band 19)
Kontakt: mail(at)hkliemann.de
Abstract:
Die Vorstellungen vom Norden sind bis Ende des 18. Jahrhunderts von einem durch das antike Weltbild geprägten Nord-Süd-Dualismus bestimmt, wobei der Norden vom Atlantik bis hinein nach Asien reichen kann. Um 1800 lässt sich jedoch eine zunehmende Verengung seiner geographischen Reichweite beobachten: Der Norden wird als skandinavisch germanischer Norden konstruiert und mit neuen, kulturellen Inhalten versehen. In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich diesen Wandel anhand von Definitionen, Vorstellungen und Konzepten des Nordens in deutsch- und skandinavischsprachigen Quellen aus der Zeit zwischen 1770 und 1850. Der Focus liegt hierbei auf dem wissenschaftlichen Milieu und der Definition des Nordens als Forschungsgegenstand. Nach einer zunächst aufklärerischen, kosmopolitischen und globalen Beschäftigung mit dem Norden kommt es im Zuge einer wachsenden Konzentration der Wissenschaften auf Europa und einer immer stärkeren Spezialisierung zu einer Verengung des Forschungsgebietes und vor dem Hintergrund von Nationenbildung und der Suche nach nationalen Identitäten zu einer zunehmenden Ideologisierung der Wissenschaften, die ihren Begriff den Bedürfnissen des Nationalstaates entsprechend anpasst und für dessen Zwecke nutzt.
Kurzbiographie:
Jg. 1975; 1995-2001 Studium der Skandinavistik und Neueren und Neuesten Geschichte in Berlin, Kiel und Uppsala/Schweden; 2001 Magister im Fach Skandinavistik, Thema der Magisterarbeit: „›Allein bestimmt mußte er doch einmal werden‹. Zum Nordenbegriff im Göttinger Universitätsmilieu um 1800“; seit April 2001 Arbeit am Dissertationsprojekt „Zwischen Kontinuität und Wandel. Die wissenschaftliche Konstruktion des Nordens in Skandinavien und Deutschland. 1770-1850“ am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität und der Technischen Hochschule Blekinge (Karlskrona/Schweden), betreut von Prof. Dr. Bernd Henningsen und Prof. Dr. Thorsten Nybom; seit 2001 Mitarbeit im NOS-H Projekt „Die Konstruktion des Nordens 1700-1830: Dystopie und Utopie“ (Universität Aarhus/Dänemark).
Publikationen:
„Aspekte des Nordenbegriffes in Deutschland um 1800“. In: Bernd Henningsen (Hg.): Das Projekt Norden. Essays zur Konstruktion einer europäischen Region. Berlin 2002 (Wahlverwandtschaft – Der Norden und Deutschland. Essays zu einer europäischen Begegnungsgeschichte; 9), 37-57.
„Ett mångfaldigt begrepp. August Ludwig Schlözers konstruktion av Norden“. In: Norden som tanke och resemål. Historisk Tidskrift för Finland 87 (2002:3), 315-336.
Schlagwörter:
Konstruktion des Nordens, Nordenbegriff, Raumvorstellungen, Mental Maps, Begriffsgeschichte, Sattelzeit, Nordische Altertumskunde, Skandinavismus
Der Themenkomplex ‚Tod und Sterben’ auf skandinavischen Runeninschrifte
Ort: München
Kontakt:
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Abstract:
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Synchronie und Diachronie der adversativen Konnektoren in den skandinavischen Sprachen
Betreuer: Prof. Dr. Jurij Kusmenko
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
Kontakt:Kristina.Kotcheva@rz.hu-berlin.de
Abstract:
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Zur Funktionalisierung von Nahrung und Mahlzeiten in den Isländersagas
Ort: München
Kontakt:
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Abstract:
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With the lights out, it’s less dangerous – Angsträume in Schwedens aktueller speculative fiction
Betreuer: Prof. Dr. Stefanie Gropper
Ort: Universität Tübingen
Abstract:
In wenigen anderen literarischen Gattungen spielen Raum, Grenzziehung und Transgression sowie die Kopplung der Angsterzeugung und des Unheimlichen an den Raum eine so große Rolle wie in der Kriminal- und Horrorliteratur. Die Erzeugung von Spannung und Angst beim Leser – und damit die Erfüllung wichtiger Leserversprechungen der Textgattungen – ist in sehr starkem Maße an die räumlich-literarischen Voraussetzungen gekoppelt. Das Unheimliche wohnt im Raum und gebraucht ihn als Instrument. Dies wird bereits bei der Betrachtung einiger Räume deutlich, die für das jeweilige Genre als typisch eingestuft werden. Gleichwohl präsentieren uns aktuelle Vertreter des jeweiligen Genres auch äußerst untypische räumliche Varianten, die umso stärker faszinieren, je deutlicher die Diskrepanz zwischen räumlicher Voraussetzung und unheimlicher Begebenheit ist. Klar wird jedoch, dass die Überschneidungen von Räumen in Krimi und Horrorroman immer stärker werden, die unheimlichen Voraussetzungen immer ähnlicher: Dies macht es mir möglich, für meine Dissertation beide Textgattungen unter dem Aspekt des Räumlichen zusammenzubringen und anhand eines ausführlichen Textkorpus zu untersuchen, wie Angsterzeugung und das Unheimliche im Krimi und im Horrorroman an die Räume gebunden sind bzw. von ihnen konstituiert werden und welche Grenzen dabei überschritten werden. Dabei sollen nicht nur Texte untersucht werden, sondern auch einige skandinavische Filme und TV-Serien, die ebenfalls über ganz eigene räumliche Gegebenheiten verfügen. Zur Methodologie dienen mir einige Texte und Modelle aus der Raumtheorie oder dem Strukturalismus, aus den Film- und Kulturwissenschaften, aber auch Thesen der sogenannten Gothic Studies, deren Anwendung vor allem auf den Kriminalroman interessante Erkenntnisprozesse ermöglichen.
Literatur als Spektakel – Hyperbolische und komische Inszenierung des Körpers in isländischen Ritter- und Abenteuersagas
Betreuer: Prof. Dr. Klaus Böldl
Ort: Kiel
Kontakt: m.kruse@nord-inst.uni-kiel.de
Tag der mündlichen Prüfung:
02.05.2016
Abstract:
Das Bild der Vorzeit, wie es isländische Ritter- und Abenteuersagas zeichnen, ist geprägt von gewaltigen Schlachten und Untierkämpfen, bestritten von Helden, deren Körper riesenhaft und deren Kräfte gewaltig sind, gegen Widersacher, deren Körper grotesk überzeichnet scheinen. Auch die Auseinandersetzungen selbst, deren Verlauf im Detail beschrieben wird, erreichen (auch bedingt durch die agierenden Körper, die die von Riesen sind) ein enormes Ausmaß, wo Kämpfer sich einen Weg durch die Masse „roden“, Getötete „anhäufen“, Einzelne köpfen, aufspießen und spalten „der Länge nach bis zum Sattel“ (auch mitsamt Pferd) und Bäche von Blut sich auf das Schlachtfeld ergießen. Doch wird, was auch Sicht heutiger Leser zweifelsohne als Übertreibung erscheint, die das Maß des Glaubwürdigen überschreitet, von den Texten selbst als glaubhaft dargestellt. Die vorliegende Untersuchung, die sich über das rein deskriptive Erfassen des „Bildmaterials“ derartiger Kampf- und Schlachtenschilderungen hinaus mit der Art und Weise der Inszenierung des Körpers innerhalb der auch unter der Bezeichnung lygisögur (‚Lügengeschichten‘) bekannten Textgruppe auseinandersetzt, geht auf Basis dieses Befundes der Frage nach, wie es – im Kontrast zur „modernen“ Lesart – um die zeitgenössische Rezeption bestellt gewesen sein mag. Sie bietet den Versuch einer Rekonstruktion der Rezeptionsbedingungen im Zeitraum der Entstehung des Genres, im ‚Norwegischen Jahrhundert‘ Islands (ca. 1262-1412) vor dem Hintergrund sowohl der spezifischen historischen Randbedingungen, der Situation nach dem Ende der Sturlungenzeit und dem Verlust der Unabhängigkeit Islands, so weit sie die Produktion von Literatur im spätmittelalterlichen Island betreffen, als auch des wissenschaftlichen Diskurses im mittelalterlichen Europa, wie er die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit prägt – einer Vergangenheit, die angesichts real zu bewundernder „Riesenzähne“ und anderer Fossilien (Mammut und Saurierknochen, die als Überbleibsel aus einer Welt der Riesen galten), deren Existenz nicht nur das biblische Weltbild, sondern auch die antike Dekadenztheorie, die Vorstellung, die einst junge und kraftvolle Welt habe vormals Riesen hervorgebracht, ehe die Menschheit mit zunehmender Erschöpfung der Ressourcen auch körperlich zu schrumpfen begann, von Riesenhaftigkeit geradezu durchdrungen erscheint. Wo auch mittelalterliche Wundervölkerverzeichnisse und selbst isländische Annalen des 14. Jahrhunderts glaubhaft von Riesen (und anderen Wundervölkern) berichten, rückt auch dies die Überzeugungskraft jener Textpassagen, innerhalb derer die Erzähler der lygisögur die Glaubwürdigkeit des Gesagten verteidigen, in ein anderes Licht. Neben der Frage, welches „Texterlebnis“ die lygisaga dem Rezipienten im Island des Spätmittelalters zu bieten vermochte und in welchem Umfang die dargestellten Körper und ihre in jeder Hinsicht „gewaltigen“ Taten glaubwürdig, oder übertrieben, gar komisch erschienen, ist es somit auch die Suche nach möglichen Funktionen des Genres, zu der die Untersuchung ihren Beitrag liefert. Wo die Erzähler selbst sich wiederholt im Sinne des delectare aussprechen und Wert legen vor allem auf den Schauwert des Erzählten, wie es auch im Bereich der Kampfschilderungen das Ausblenden von Pathos und Schmerz, die Vorliebe für das Groteske und die Beschränkung auf expressive Gewalt (wie im modernen Actionkino) zu unterstützen scheinen, ist es unterhaltsame ‚Action‘, ein „Spektakel des Körpers“, das man als Hörer und Leser geboten bekommt – und doch zugleich mehr als das: Glaubhafte – oder zumindest „geglaubte“ – Schilderungen von den Wundern der Vorzeit (Riesen und gewaltige Schlachten inklusive), im Dienste der Unterhaltung.
Magie und Liminalität – ›seiðr‹ in der altnordischen Überlieferung
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heizmann
Ort: LMU München
Kontakt: christinakunstmann@gmx.de
Abstract:
Die vorliegende Arbeit spürt diese Mosaikteile innerhalb von seiðr-Episoden der altnordischen Literatur sowie im Mythos der beiden göttlichen seiðr-Meister Óðinn und Freyja auf und rekonstruiert, welche gedanklichen Konzeptionen hinter der Verbindung von seiðr und Liminalität stehen.
Wege in den Realismus. Die ländliche Lebenswelt in skandinavischen und deutschen Erzählungen des 19. Jahrhunderts
Betreuer:
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Ort: Tübingen
Abstract:
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Die altisländischen Marienmirakel
Ort: München
Kontakt:
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Abstract:
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Wandel der Pluralallomorphie – Konditionierung, Profilierung, Komplexitätsabbau:
Eine diachron-kontrastive Untersuchung zur Entwicklung der Deklinationsklassen im Deutschen, Niederländischen, Schwedischen und Dänischen
Disputation:
04. Juli 2007 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Kontakt: sebastian.kuerschner@ger.phil.uni-erlangen.de
Abstract:
Die Arbeit befasst sich mit der historischen Entwicklung der Deklinationsklassen in vier germanischen Sprachen: Deutsch, Niederländisch, Schwedisch und Dänisch. Die Geschichte der Deklinationsklassen wird mit Ausgangspunkt im Indogermanischen verfolgt. Die transparente und semantisch motivierte Struktur der Klassifizierung in Deklinationsklassen geht im Germanischen verloren. Träger der Deklinationsklasseninformation werden Kasus-Numerus-Allomorphe. Die nun Substantiven arbiträr zugewiesenen Klassen werden primär auf Grundlage des Genus neu konditioniert. In der Entwicklung der Einzelsprachen wird die Profilierung der Numerusinformation bei Nivellierung der Kasusinformation als gemeinsames Muster identifiziert. Der Fokus der Arbeit liegt im Wandel der Konditionierungsmuster. Als Ergebnis lässt sich feststellen, dass Genus – ebenfalls eine Substantiven zumeist arbiträr zugewiesene Kategorie – als dominanter Konditionierungsfaktor trotz Intransparenz nicht unbedingt abgebaut wird. Im Schwedischen bleibt es sogar als alleiniger dominanter Konditionierungsfaktor erhalten, während im Deutschen zur Genuskonditionierung dominante prosodische Konditionierung hinzutritt. Wenn Wandel eintritt, so vollzieht er sich in Richtung transparenterer (semantische Merkmale, Derivationssuffixe) oder formaler dominanter Konditionierungsfaktoren (Prosodie, Auslaut). Im Dänischen und Niederländischen ist in diesem Sinne eine starke Formalisierung der Konditionierung zu erkennen. Als gemeinsame Richtung des Wandels kann für alle untersuchten Sprachen konstatiert werden, dass auf einigen Ebenen Komplexität gegenüber den altsprachlichen Stufen abgebaut wird – sei es in der Anzahl der Deklinationsklassen, in der Signalisierung der morphologischen Kategorien, im Abbau von Irregularitäten, im formalen Wandel oder im Konditionierungswandel.
Badende Männer. Nacktheit, Begehren und Künstlerschaft in skandinavischer Malerei und Fotografie 1900-1920
Disputation:
11. Februar 2010, Humboldt-Universität, Berlin
Kontakt:
lill-ann.koerber@staff.hu-berlin.de
Betreuer:
Prof. Dr. Dr. h.c. Stefanie von Schnurbein, Prof. Dr. Antje Wischmann
Abstract:
Im Zentrum der Dissertation stehen Bilder badender Männer von Edvard Munch (1863-1944), Eugène Jansson (1862-1915), J.A.G. Acke (1859-1924) und Jens Ferdinand Willumsen (1863- 1958), zu denen ich neben ÃÖlgemälden auch Skizzen und vor allem Fotografien zähle. Mit einem Höhepunkt um die Jahre von ca. 1907 bis 1911 wird mit den Badebildern in konzentrierter Form das bis dato in Skandinavien kaum gebräuchliche Aktgenre etabliert und diskutiert. Die Bilder stellen sich als komplexe Knotenpunkte in sozialen, kulturellen und medialen Diskursen dar. Damit seither verbundene Vorstellungen von Natürlichkeit und Vitalität sind bis heute wirkmächtig in eine „nordische Identität“ betreffenden Zuschreibungen und Selbstvermarktungsstrategien. Den Werkgruppen der vier skandinavischen Künstler ist gemeinsam, dass sie zum ungefähr gleichen Zeitpunkt entstehen, dass sie von den Künstlern und ihren Rezipienten als Bruch in Leben und Werk konzeptualisiert werden, und dass die Fotografie – darunter bei allen Künstlern fotografische Selbstporträts als Badende – im Vergleich zum restlichen Werk der Künstler und zu dem von Zeitgenossen eine herausragende Rolle spielt. Mit den vier Künstlern präsentiere ich die prominentesten skandinavischen Vertreter des zu Anfang des 20.Jahrhunderts weit verbreiteten Bademotivs und untersuche exemplarisch mit den Badebildern diskursiv und lebenspraktisch verknüpfte Themenkomplexe: von Gesundheit und Sport über Geschlecht, (Homo-)Sexualität und Begehren, der medialen Repräsentation von Körpern, Inter- und Remedialisierungsprozesse zwischen Fotografie und Malerei bis hin zur sozialen Funktion und Bedeutung von Kunst und Künstlerschaft.
Im Umkreis der Bilder badender nackter Männer entfaltet sich ein Konnex zwischen Nacktheit, Natürlichkeit, Reinheit, heterosexueller Männlichkeit und Gesundheit, den ich allerdings nicht als Ausgangspunkt der sogenannten vitalistischen Malerei, sondern als deren Effekt lese. Der nackte Körper erscheint als Ort, an dem eine allerorten proklamierte Kulturkrise der Moderne um die Jahrhundertwende 1900 ausagiert und bearbeitet wird. Sowohl krisenhafte als auch als stark, gesund oder gar martialisch inszenierte Männlichkeiten können als Strategien der Krisenbewältigung verstanden werden. Homosexualität stellt sich in meinem Material als Irritationsmoment dar, auch weil sie im Zusammenhang mit den Badebildern nicht als verweiblicht, sondern als hypermännlich daherkommt und damit Dichotomien von Weiblichkeit und Männlichkeit wie auch von Gesundheit und Krankheit verunklärt. Bis heute scheint das „lustvolle Schauen“, sofern es den männlichen Akt betrifft, problematisiert oder legitimiert werden zu müssen. Das Gesundheits-/Krankheitsparadigma mit seiner Zentrierung um Vorstellungen von Natürlichkeit löst im von mir untersuchten Zeitraum andere Legitimierungsstrategien für Akt und Nacktheit ab und nimmt einen hohen Stellenwert in der Verhandlung von Künstlerschaft und damit in Selbstinszenierungen und biografischen Narrativen ein. Beide letztere, und damit Inszenierungen und Reflexionen des Verhältnisses von Leben und Werk, stehen im Fokus meiner Untersuchung. Der K&öuml;rper des Künstlers und dessen Medialisierungen nehmen in den von mir analysierten Werkgruppen wie auch im Schreiben darüber eine zentrale Rolle ein und verbinden Leben und Werk zu einem Narrativ. Weder Biografie noch Bilder lösen allerdings die Erwartungen an einen Aufschluss über authentisch Erlebtes oder Erfahrenes ein, sondern beide stehen in einem komplexen intertextuellen Verhältnis zueinander. Die Fotografie trägt meiner Lesart nach in Verzahnung mit anderen Medien zu den sowohl autobiografischen als auch biografischen Projekten und damit zur Fiktionalisierung von Biografie bei, gleichzeitig aber auch zu einem Realitätseffekt, der die von mir untersuchten Cluster von Bildern und Texten kennzeichnet.
L
Von monströsen Helden und heldenhaften Monstern. Zur Darstellung und Funktion des Fremden in den originalen Riddarasögur
Betreuer:
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Ort: Tübingen
Abstract:
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Diese Dissertation ist im April 2013 als Buch veröffentlicht worden.
Erzbischof Wilhelm von Brandenburg und die Spätzeit Alt-Livlands
Betreuer: Prof. Dr. Ralph Tuchtenhagen
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
Abstract:
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„… böcker säljer sig inte själva …“. Pär Lagerkvist und die deutschsprachigen Länder
Ort: Wien
Pubikation: Wien: Praesens 2008. (= Wiener Studien zur Skandinavistik, Bd. 14)
Kontakt:
latutsma@cms.hu-berlin.de
Dramatische Zeiten – Zeitkonzepte in skandinavischen Theatertexten um 1900 und 2000
Betreuerin: Prof. Dr. Annegret Heitmann
Ort: München
Disputationstermin: 16.11.2020
Kontakt: patrick.ledderose@fau.de
Abstract:
Sowohl in den Jahren um 1900 als auch um 2000 ist zu beobachten, dass in der skandinavischen Dramatik die Zeit als Thema verstärkt auf die Bühne drängt. Während das Nachdenken über die Zeit um 1900 noch vor allem Begriffspaaren wie Disziplinierung vs. Flexbilisierung, Standardisierung vs. Pluralisierung und Weltzeit vs. Eigenzeit folgt, haben diese Binaritäten in der Spätmoderne ihre sinn- und ordnungsstiftende Funktion eingbüßt. Sie scheinen aufgegangen zu sein in einer alles verschlingenden Gegenwart des „rasenden Stillstands“. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung und anhand einer Reihe soziologischer, geschichtsphilosophischer und kulturwissenschaftlicher Zeitkonzepte untersucht die Dissertation in einem ersten Teil Dramen von Henrik Ibsen und August Strindberg, bevor im zweiten Teil zahlreiche, gegenwärtige skandinavische Theatertexte in den Dialog mit spätmodernen Zeitkonzepten gebracht werden (z.B. Beschleunigungstheorie, Apokalyptik, Gedächtniskultur). Die Studie macht so nicht nur auf Verschiebungen im Zeit-Diskurs aufmerksam, zeigt wie Drama und Theater an ihm partizipieren, sondern liefert einen breiten Überblick über gegenwärtige Theatertexte in Skandinavien.
Phantasmen des Infantilen aus Skandinavien: Unheimliche Spiegelungen, Masken und Metamorphosen in Märchen und Schauerphantastik.
Kontakt: ch.lemke@freenet.de
Abstract:
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Reflexionen und Verwebungen. Wechselwirkungen von ›Natur‹ und ›Mensch‹ in der deutschen und dänischen Gegenwartsliteratur.
Kontakt: doerte.linke@hu-berlin.de
Abstract:
Die Auseinandersetzung mit Naturphänomenen ist grundlegend für das menschliche Handeln und Denken und die Entwicklung von Kultur. Die Vorstellungen von Natur sind vielfältig und sie verändern sich im Laufe der Zeit. Dabei zeigt sich, dass Naturverhältnisse und anthropologische Konzeptionen in enger Beziehung zueinanderstehen – Naturkonzeptionen sagen etwas darüber aus, wie Menschen über sich selbst und ihren Platz in der Welt denken. Hier setzt die vorliegende Arbeit ihren Schwerpunkt und untersucht die Wechselwirkungen und auch den Wandel der Konzeptionen von ›Mensch‹ und ›Natur‹ anhand von Texten der deutschen und dänischen Gegenwartsliteratur. Beleuchtet wird die Komplexität menschlicher Naturverhältnisse, bislang übersehene Problematiken gegenwärtiger Entwicklungen und die Frage, wie zukünftig ein verantwortungsbewusstes und tragfähiges Zusammenspiel zwischen Menschen und Naturphänomenen aussehen könnte.
Die Edda 1943. Bild – Text – Buchgestaltung
Betreuerin: Prof. Dr. Julia Zernack
Kontakt: luetje@em.uni-frankfurt.de
Abstract:
Im Zentrum der Doktorarbeit steht eine 1943 erschienene Ausgabe der Liederedda-Übersetzung von Hugo Gering. Das Buch enthält neben der Übersetzung Illustrationen des völkischen Künstlers Franz Stassen und einführende Texte zur Edda und deren Rezeption in der bildenden Kunst. Auffällig ist nicht zuletzt die recht aufwendige Gestaltung von Einband, Typographie und Papier. Texte, Bilder und Ausstattung des Buches konstituieren eine vielschichtige Aktualisierung der Liederedda, die nicht nur von Germanenideologie geprägt ist, sondern auch bspw. auf die deutsche Buchkunstbewegung verweist. Die Dissertation unterzieht das Buch einer gründlichen Werkanalyse aus bild-, text- und buchwissenschaftlicher Perspektive und rekonstruiert dessen ideologische und kulturelle Kontexte.
Kurzwortbildung im Deutschen und Schwedischen – eine kontrastive Untersuchung phonologischer und grammatischer Aspekte
Betreuer:
Prof. Dr. Irene Rapp und Prof. Dr. Damaris Nübling
Kontakt: kurzwort-diss@web.de
Disputation: 08.05.2015
Abstract:
Diese Arbeit behandelt vergleichend das Phänomen der Kurzwortbildung im Deutschen und im Schwedischen, bei dem aus mehrsilbigen Vollformen sowohl graphisch als auch lautlich gekürzte Formen gebildet werden (z.B. dt. Abi, Kita, GAU, GmbH). Auf der Grundlage von selbst erstellten Korpora werden phonologische Aspekte wie Silbenzahl und Silbenstruktur der Belege sowie die Pluralbildung substantivischer Kurzwörter analysiert. Dabei zeigt sich, dass das Deutsche und das Schwedische Kurzwörter und andere Wortschatzeinheiten an der Peripherie des Lexikons wie etwa Fremdwörter sehr unterschiedlich behandeln. Während das Deutsche verschiedene Wortschatzbereiche recht stark isoliert, hat das Schwedische eher integrative Züge. Neben konkreten Erkenntnissen über das phonologische und grammatische Verhalten von Kurzwörtern in den Untersuchungssprachen macht meine Arbeit deutlich, dass zwischen dem Deutschen und dem Schwedischen tiefgreifende Unterschiede in der Behandlung der Peripherie des Wortschatzes bestehen. Damit sind die Ergebnisse nicht nur für die Kurzwortforschung, sondern auch für die Lexik des Deutschen und des Schwedischen im Allgemeinen interessant.
Die Dissertation ist 2016 im Narr-Verlag erschienen:
Kurzwortbildung im Deutschen und Schwedischen. Eine kontrastive Untersuchung phonologischer und grammatischer Aspekte, Tübingen: Narr, 2016 (= Tübinger Beiträge zur Linguistik, 556). ISBN: 978-3-8233-6999-8.
Dachmarke Literatur. Die Literaturvermittlungsinstitution Literaturhaus in Deutschland und Skandinavien
Betreuer:
Prof. Dr. Karin Hoff, Prof. Dr. Simone Winko
Ort: Göttingen
Kontakt: carolinloeher@gmx.de
Abstract:
1986 eröffnete in Berlin das erste Literaturhaus, ein Literaturvermittlungsakteur mit ganzjährigem Angebot und festem Ort. Weitere Gründungen folgten in anderen Städten – ab 2005 auch in Skandinavien. Das Konzept wird dabei ausgeweitet, variiert und modifiziert. Der Transfer ist Anlass für diese komparative Arbeit, die zugleich eine der ersten umfassenden Untersuchungen des Literaturhauses ist. An acht Fallstudien aus Deutschland und Skandinavien – in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Göttingen, Kopenhagen, Oslo, Bergen und Göteborg – stellt sie die Einrichtungen in ihren Eigenarten dar und trifft Aussagen über die abstrakte Variante: die Institution Literaturhaus. Auf breiter Materialbasis analysiert sie eine dynamische Institution, die keinesfalls Geschichte ist, und ordnet sie in ihren Kontext ein. Sehr unterschiedliche und doch immer wieder miteinander verknüpfte Aspekte werden so anschaulich präsentiert und liefern zahlreiche Anknüpfungspunkte für nachfolgende Arbeiten. Das Balancieren des Literaturhauses etwa zwischen finanziellen Belangen und ästhetischen Ansprüchen, zwischen gesellschaftspolitischen Absichten und künstlerischen Motivationen oder zwischen ‚klassischen‘ moderierten Lesungen und innovativen Vermittlungsformaten bildet ein zentrales Moment. Ein Schwerpunkt liegt auf der detaillierten Analyse der Programme und Programmhefte. Die Studie leistet einen Beitrag zur (literatur-)wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Kulturinstitutionen wie Literaturhäusern, ihren Praktiken und ihrem Einfluss auf die Literatur(-vermittlung) der Gegenwart. Außerdem richtet sie sich an Akteur*innen des Literaturbetriebs, die alltäglich mit dem Literaturhaus zu tun haben oder es selbst maßgeblich weiterentwickeln.
M
Die langen Schatten der Besatzungszeit. ‚Vergangenheitsbewältigung‘ in Norwegen als Identitätsdiskurs
Betreuer: Prof. Dr. Heinrich Anz
Publikation:
Die langen Schatten der Besatzungszeit. ‚Vergangenheitsbewältigung‘ in Norwegen als Identitätsdiskurs. Berlin: Berliner Wiss.-Verl., 2008.
Kontakt: susmaerz@gmx.de
Abstract:
Die Zeit der deutschen Besatzung in Norwegen zwischen 1940 und 1945 und ihre strafrechtliche Aufarbeitung haben einen Sonderstatus unter den von Nazi-Deutschland besetzten Ländern. Dies hängt damit zusammen, dass die Nasjonal Samling mit ihrem „Führer“ Vidkun Quisling die einzige faschistische Partei war, die – auch wenn sie de facto Marionetten der Besatzer blieben – Regierungsverantwortung erhalten hat und deren Mitglieder anschließend strafrechtlich verfolgt und wegen Landesverrats verurteilt worden sind. Die Folge dessen ist, dass die Landesverräter aus der vorgestellten Gemeinschaft der Nation ausgegrenzt worden sind und es zum Teil heute noch werden. Damit verbunden ist die Vorstellung einer Spaltung der Nation in diejenigen, die die richtige, und diejenigen, die die falsche Seite gewählt haben. Die Vorstellung, dass die überwiegende Mehrheit der Norweger sich gegen die Besatzer gestellt hat, hat zum norwegischen Selbstbild einer Nation im Widerstand geführt. Dieser nationale Konsens, der die Ausgrenzung der „Landesverräter“ aus dem Eigenen manifestiert, ist zu einem festen Bestandteil der kollektiven norwegischen Identität geworden.
Sie wird immer dann in öffentlichen Debatten verhandelt, wenn der nationale Konsens in Frage gestellt wird. Diese Debatten von den 60er Jahren bis heute untersuche ich in meiner Doktorarbeit zum einen im Blick auf die Vergangenheitsbewältigung, zum anderen im Blick darauf, wie in ihnen Elemente der kollektiven Identität verhandelt werden und wie sich beides verändert.
Beispielhaft für die 60er Jahre steht die Debatte über die Quisling-Biografie des Briten Ralph Hewins, der Quisling zum Genie überhöht und so entschuldigt. In der Auseinandersetzung, der Klage und Gerichtsurteil folgen, wird das Bedürfnis nach einem einheitlichen Geschichtsbild deutlich. Risse erhält dieses Geschichtsbild in den 70er Jahren, als zwei Abgeordnete des norwegischen Parlaments als „Landesverräter“ enttarnt werden und der Dokumentarroman „Der Hamsun-Prozeß“ erscheint, der die Parteinahme von Knut Hamsun für die Nationalsozialisten mit seinem Alter und Genius entschuldigt. Debatten in den 80er Jahren brechen aus, wenn versucht wird, dem festen Geschichtsbild andere, bislang vernachlässigte Geschichten hinzuzufügen und diese ebenbürtig zu behandeln. Dafür stehen die Debatte über die Fernsehdokumentation über die Nasjonal Samling und der norwegische Historikerstreit, der die auf den Widerstand fokussierte Geschichtsschreibung thematisiert. Die 90er Jahre sind zum einen geprägt von revisionistischen Unternehmungen bei denen das vorherrschende Widerstandsbild verteidigt wird. Dafür steht die Diskussion über die Liquidationen, die der Widerstand ausgeführt hat. Dominiert wird das Jahrzehnt aber vom Bewusstsein der moralischen Verantwortung gegenüber verschiedenen Opfergruppen. Dies kommt bei der Debatte über die finanzielle Entschädigung der norwegischen Juden für ihr beschlagnahmtes Vermögen und der langsamen Enttabuisierung der Schicksale der Kriegskinder, der Nachfahren von deutschen Soldaten und Norwegerinnen, an dessen Ende ebenfalls eine Entschädigung steht, zum Ausdruck.
glosur lesnar af undirdiupi omeliarum hins mikla Gregorij, Augustini, Ambrosij ok Jeronimi ok annarra kennifedra: Väterzitate und Politik in der Jóns saga baptista des Grímr Hólmsteinsson
Betreuer: Prof. Dr. Rudolf Simek
Ort: Universität Bonn
Abstract:
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Das Schicksal der Erde. Katastrophenzukünfte in skandinavischer Science Fiction des Anthropozäns.
Betreuer:in: Prof. Dr. Annegret Heitmann
Kontakt: philipp.m.martin@live.de
Ort: LMU München
Abstract:
Seit 1950 zeichnen sich die Folgen des zunehmenden menschlichen Einflusses auf die Erde immer deutlicher ab und erzwingen eine Konfrontation mit möglichen zukünftigen Katastrophen. Nirgendwo anders wird die Katastrophenzukunft im ›Zeitalter des Menschen‹, dem sog. Anthropozän, so eindrucksvoll imaginiert und erzählt wie in Science Fiction. Das Dissertationsprojekt untersucht anhand zweier weitsichtiger skandinavischer Erzählungen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Funktion von Science Fiction als Reflexionsmedium für den gegenwärtigen epochalen Wandel. Der Fokus liegt sowohl auf der Bewusstwerdung eines neuen Selbst- und Weltbilds als auch auf den mit der Katastrophenzukunft einhergehenden Herausforderungen für die Repräsentation.
Wo Atlantis am Horizont leuchtet oder eine Reise zum Mittelpunkt des Menschen. Utopisches Denken in den Schriften Hagar Olssons
Kontakt: judithmeurer@gmail.com
Publikation:
Wo Atlantis am Horizont leuchtet oder eine Reise zum Mittelpunkt des Menschen. Utopisches Denken in den Schriften Hagar Olssons. Å
bo: Å
bo Akademi University Press, 2011.
Abstract:
Hagar Olsson gehörte zu den Vorreitern des schwedischsprachigen Modernismus. Diese Studie zeigt, wie Olsson die Utopie verlegt – von einer fernen Insel in das Innere des Menschen. Jeder einzelne kann sich auf die Reise begeben. Kunst und Literatur dienen als Kompass. Die Botschaft: Erst wenn Utopie zur Geisteshaltung wird, ist eine neue Welt in Reichweite.
Olsson fordert für die Literatur einen Realismus für Utopisten. Judith Meurer-Bongardt präsentiert diesen „Neurealismus“ als ein ästhetisches Konzept, das maßgeblich ist für Olssons Werk von ca. 1920-1950. Ernst Blochs Philosophie des Utopischen erweist sich dabei als ein hervorragendes Analyseinstrument. Für Olssons Produktion ergeben sich vier thematische Schwerpunkte, denen die Gliederung dieser Studie folgt: Utopie und Ästhetik, Utopie und Politik, Utopie und Jugend sowie Utopie und Gender.
»Wie Lili zu einem richtigen Mädchen wurde« oder die Konstruktion des »Falles Lili Elbe« Eine transdiziplinäre Studie zum Verhältnis von Subjektivität und Identitätssteuerung in literarischen, medialen, medizinischen und rechtlichen Diskursen
Betreuerin:
Aris Firoetos, Eveline Kilian/Institut für Anglistik/Amerikanistik
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
Disputation: 02.12.2014: Christine Jorgensen presents Denmark/Danmark præsenterer Christine Jorgensen: Identität und Nation im kinematographischen Spiegel
Abstract:
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“Att uppfinna ord” – Kindheit als Strategie der Weltaneignung in der schwedischen Arbeiterliteratur der 1930er Jahre”.
Betreuer: Prof. Dr. Susanne Kramarz-Bein
Ort: Münster
Kontakt: s_misc01@uni-muenster.de
Abstract:
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Imaginierte Geographien.
Der schwedischsprachige Reisebericht der 1980er und 1990er Jahre und das Ende des kalten Krieges
Disputation: 02.08.2006 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Kontakt: mohnike@skandinavistik.uni-freiburg.de
Abstract:
Mit dem Ende des Kalten Krieges und der Krise des Wohlfahrtsstaates setzten in Schweden Prozesse der Neuverortung ein – und dies im wörtlichen, d.h. geographischen Sinne. Sah man Schweden zuvor als neutralen Beobachter zwischen den beiden politischen Blöcken und die eigene Gesellschaft als idealen Kompromiss der beiden konkurrierenden Welten, so war dies nach 1989 so nicht mehr möglich. Das kollektiv Eigene wurde nun immer stärker als Teil eines Europäischen verstanden. Diese Prozesse der Neuverortung möchte ich beispielhaft im Genre des Reiseberichtes skizzieren. Denn: Das Bereisen des als anders oder fremd Imaginerten ist immer eine Antwort auf die Strukturen der als Eigen imaginerten Ordnungen; oder andersherum: ein in den als eigen imaginerten Strukturen erfahrener Mangel provoziert das Bereisen der Anderen als Antwort auf ihn. Der Reisebericht ist deshalb ein genuines Medium der Verhandlung von Identiät und den damit einhergehenden geographischen und kulturellen Alteritäten.
Autorenlesungen in Skandinavien um 1900. Knut Hamsun, Herman Bang, Selma Lagerlöf
Betreuer: Prof. Dr. Stephan Michael Schröder
Kontakt:
mueller.katharina@uni-koeln.de
Abstract:
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N
Snorri Sturlusons Mythologie und die mittelalterliche Theologie
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heizmann, Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Beck
Disputation: München: Juli 2012
Publikation: Snorri Sturlusons Mythologie und die mittelalterliche Theologie. Berlin: De Gruyter, 2012.
Kontakt:
jan.van.nahl@t-online.de
Abstract:
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O
Erik Pontoppidans Første forsøg paa Norges Naturlige Historie (Arbeitstitel)
Betreuer: Prof. Dr. Jürg Glauser
Kontakt: simone.ochsner@ds.uzh.ch
Abstract:
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Der Struensee-Komplex
Betreuer: Prof. Dr. Annegret Heitmann
Ort: München
Kontakt: sergio.ospazi@gmx.de
Abstract:
Dänemark im Jahr 1768: Der deutsche Arzt Johann Friedrich Struensee begleitet König Christian VII. auf einer Europareise. Bald wird er zum Vertrauten des geisteskranken Monarchen und damit zum eigentlichen Regenten Dänemarks zwischen 1770 und 1771, bevor er 1772 durch einen Hofkomplott gestürzt und hingerichtet wird. Diese seltsame, aber wahre Geschichte hat eine mediale Umsetzung erlebt, die noch heute produktiv ist. Seit dem Tod Struensees haben sich Autoren mit dem Thema nicht nur im Norden, sondern auch in Deutschland, Frankreich und Italien beschäftigt. Bemerkenswert ist auch die mediale Vielfalt der Bearbeitung des Stoffes: mehrere Romane, Theaterstücke und Filme, zwei Opern, ein Musical und ein Comic. Worin besteht das Faszinosum am Grafen Struensee? Anhand von ausgewählten Texten untersucht der vorliegende Band die künstlerische Darstellung der Struensee-Figur und geht der Frage nach der Aktualität des Stoffes nach.
P
Medium Sagazeit. Eine literatursoziologische Annäherung an das ‚postklassische‘ Erzählen der Íslendingasaga im Spätmittelalter
Betreuer: Prof. Dr. Jürg Glauser
Kontakt: über Universität Basel möglich
Abstract: https://www.narr.de/medium-sagazeit-1052-1/#additional
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Immigrationspolitik in Schweden, der BRD und der DDR in der Nachkriegszeit (1945-1990)
Betreuer: Prof. Dr. Bernd Henningsen
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
Abstract:
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Wie viel Bart darf sein? Funktion und Darstellung jüdischer Figuren in den skandinavischen (National-)Theatern im 18. und 19. Jahrhundert
Betreuer:
Prof. Dr. Dr. h. c. Stefanie von Schnurbein, Prof. Dr. Joachim Schiedermair (Göttingen)
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
Kontakt: clemens.raethel@yahoo.de
Disputation: »Möge dem Theater Freude daraus erwachsen.« – Paradoxe Wirkungsweisen der jüdischen Figuren in der Uraufführung von Henri Nathansens Indenfor murene [Hinter Mauern] (6. November 2014)
Abstract:
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North Atlantic Euroscepticism. The rejection of EU membership in the Faroe Islands and Greenland
Betreuer:
Prof. Dr. Bernd Henningsen / Prof. Dr. Baldur Thorhallsson
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin / Háskóli Íslands
Disputation: 26.09.2014
Abstract:
The thesis analyses the rejection of EU membership in the Faroe Islands and Greenland. Due to their Home Rule status, the Faroe Islands were able to remain outside the EC in 1974, although they were a part of Denmark, an EU member state. Greenland joined the EC against its will together with Denmark in 1973 and left it again in 1985 after having achieved Home Rule as well. The thesis uncovers the driving factors for the seven most important European policy choices of the Faroese and Greenlandic Home Rule governments since 1959. It applies the theory of liberal intergovernmentalism, which claims that economic interests are primary to the integration decisions of national governments and that political interests only matter when economic interests are weak, indeterminate or diffuse. The research method is a qualitative document analysis of primary and secondary sources.
The thesis concludes that liberal intergovernmentalism only explains Faroese European policy in the 1960s and 1970s, but fails to account for Faroese European policy since the 1990s and all European policy choices in Greenland. Other than expected by the theory, political interests are identified as the driving factor for five of the seven most important European policy choices. Rejection of the EU’s Common Fisheries Policy is found to be the main explanation for North Atlantic Euroscepticism. The thesis shows that this rejection is rather based on the political concern in the Faroe Islands and Greenland to transfer national sovereignty over their single most important resource to the EU than on economic concerns about their fisheries sectors.
The results of the thesis do not indicate great European policy changes in the Faroe Islands and Greenland in the short run. But there is potential for change, which is rooted in the long-term untenability of the Danish Realm being a member of the EU, while two self-governing regions within the Realm are not. Independence from Denmark and a far-reaching reform of the CFP could facilitate a new Faroese and Greenlandic European policy.
Transmissionsgeschichten. Zur dänischen und schwedischen Erzählprosa in der frühen Neuzeit
Doktorprüfung:
24. Oktober 2006 an der Universität Zürich
Kontakt:
akrichter@ds.uzh.ch
Abstract:
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Kurzbiographie:
geb. 1972 in Hamburg; 1993-2000 Studium der Nordischen Philologie, Geschichte und Pädagogik an den Universitäten Kiel und Uppsala; 2000 M.A. in Kiel, Thema der Magisterarbeit: „Facetten weiblicher Selbstdarstellung im skandinavischen Barock anhand ausgewählter autobiographischer Texte“; 2000-2006 Assistentin am Lehrstuhl Prof. Dr. Jürg Glauser an der Universität Zürich; 2001-2004 Mitarbeit am SNF-Projekt „Transmission in den skandinavischen Literaturen der Frühen Neuzeit“ (Prof. Dr. Jürg Glauser); 2006 Promotion an der Universität Zürich (Betreuung: Prof. Dr. Jürg Glauser); seit Juli 2006 Oberassistentin an der Abteilung für Nordische Philologie am Deutschen Seminar der Universität Zürich
Publikationen:
„‚Billigen kand ieg med Iob sige‘. Selbstbilder und Selbstinszenierung in den autobiographischen Texten von Leonora Christina Ulfeldt (1693), Agneta Horn (1657) und Christina Regina vom Birchenbaum (1651)“, in: Skandinavistik 31 (2001), Heft 1, S. 24-40.
„‚Klog i Raad; Keck i Striid‘: Leonora Christina Ulfeldts Hæltinners Pryd als Weiblichkeitsentwurf und Diskurskonglomerat“, in: Jürg Glauser u. Barbara Sabel (Hg.): Skandinavische Literaturen der frühen Neuzeit. Tübingen und Basel: Francke, 2002 (= Beiträge zur Nordischen Philologie; 32), S. 307-318.
Neuschreiben und Rezeption der Prosa-Edda in illuminierten Handschriften der Frühen Neuzeit
Betreuer:innen:
Prof. Dr. Lena Rohrbach (Universitäten Zürich und Basel)
Prof. Dr. Margrét Eggertsdóttir (Stofnun Árna Magnússonar í íslenskum fræðum)
Ort: Universität Zürich
Kontakt:
friederike.richter@hu-berlin.de
Abstract:
Das Dissertationsprojekt analysiert, wie die Prosa-Edda in der Frühen Neuzeit in das kulturelle Gedächtnis in Island und in Konstruktionen einer Vorzeit einging. Hierfür werden Neuschreibe- und Rezeptionsprozesse in vier illuminierten Prosa-Edda-Handschriften des 17./18. Jh. analysiert, die im Zusammenhang größerer europäischer Bewegungen von Antiquarianismus und (proto-)Nationalismus stehen.
Die Arbeit gliedert sich in zwei Abschnitte: Zuerst zeigt die Analyse der Neuschreibeprozesse auf, dass die Prosa-Edda zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach überarbeitet worden war und sich inzwischen in mancher Hinsicht weit von den bekannten mittelalterlichen Fassungen entfernt hatte. Um die mediale Komplexität davon zu erfassen, wird der Textbegriff geöffnet. Die Arbeit nimmt den verbalen, visuellen und materiellen Text der Handschriften sowie ihre Überschneidungen und Brüche in den Fokus. Dabei werden auch zahlreiche paratextuelle Elemente einbezogen, sodass die Analyse weit über den Wortlaut der Prosa-Edda hinauszeigt. Konkret werden folgende Eigenschaften der Handschriften genauer betrachtet: Kompilation und Prologe, Titelseiten, Schriftbild und Illuminationen.
Im zweiten Abschnitt wird zunächst analysiert, wie die Handschriften die Prosa-Edda innerhalb eines kulturellen Gedächtnisses verorten, hierbei spielen vor allem die Kategorien von Kanon und Archiv eine zentrale Rolle. Danach wird analysiert, welche Diskurse die Handschriften in Bezug auf die Vergangenheit führen, wobei deutlich wird, dass die Prosa-Edda als kulturelle Hervorbringung eines isländischen Goldenen Zeitalters gedeutet wird, an die es in der Gegenwart nun programmatisch anzuknüpfen gilt. Hier wird sichtbar, warum sich die Prosa-Edda in der Frühen Neuzeit einer derartigen Beliebtheit erfreute: Nicht unbedingt, weil sie als Literatur galt, die von einer noch älteren, längst vergangenen vorchristlichen Epoche zu berichten schien, sondern vor allem als Zeugnis einer einzigartigen mittelalterlichen Literaturproduktion, die zu einer ‚isländischen Antike‘ erhoben wird.
Der tierische Blick. Literarisch-anthropologische Interpretationen von Mensch-Tier-Relationen in der Sagaliteratur
Disputation:
16. Juli 2007 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Publikation:
Der tierische Blick. Literarisch-anthropologische Interpretationen von Mensch-Tier-Relationen in der Sagaliteratur. Francke-Verlag, 2009. (= Beiträge zur Nordischen Philologie Bd. 43)
Kontakt:
lena.rohrbach@cms.hu-berlin.de
Abstract:
Pferde, Wölfe, Wale, Adler: Im historischen Teil der altnordischen Sagaliteratur wimmelt es geradezu von zahmen und wilden Tieren des Landes, der Lüfte und des Meeres. Die Interaktion des Menschen mit der ihn umgebenden Tierwelt – die sich in dieser Form in keiner anderen Gattung mittelalterlicher Literatur findet – ist Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Monographie. Zentrales Anliegen der literarisch-anthropologisch ausgerichteten Studie ist es darzulegen, auf welche Weise Tiere in den Sagaerzählungen zur Konstituierung von Bedeutung herangezogen werden und welche Rückschlüsse daraus auf die den Texten zugrundeliegenden Gesellschaftsbilder und das Selbstverständnis der spätmittelalterlichen isländischen Verfassergesellschaft gezogen werden können. In aufeinander aufbauenden narratologischen und historisch-anthropologischen Analysen wird gezeigt, dass jede Tierart in spezifischer Weise auf die Menschheit bezogen wird und dass die jeweilige Relation in den verschiedenen Untergattungen der Sagaliteratur unterschiedliche Wirkung entfaltet.
In narratologischen Studien einzelner Vertreter der Isländersagas, Königssagas, Bischofssagas und der Sturlunga saga wird zunächst aufgezeigt, welche zentrale Funktion Tierepisoden in der Konstruktion der Erzählungen zukommt. Daran anknüpfend werden im zweiten Teil der Untersuchungen verschiedene anthropologische Kerndiskurse identifiziert, die durch die Schilderung von Mensch-Tier-Relationen thematisiert und illustriert werden. Der dritte Teil beleuchtet schließlich, welche spezifischen Bedeutungen den einzelnen Tierarten und Tierklassen im kulturellen Kontext der Sagaliteratur zugeordnet werden.
Kurzbiographie:
Geb. 1978; Studium der Skandinavistik, Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft in Bochum und Oslo; M.A. 2003; 2004-2006 Promotionsstipendiatin des DFG-Graduiertenkollegs „Kulturtransfer im europäischen Mittelalter“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; 2007 Promotion; 2006-2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Nationalen Forschungsschwerpunkt „Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen: Historische Perspektiven“, Universität Zürich; seit 1.4.2009 Juniorprofessorin für mediävistische Skandinavistik am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin.
Interessensschwerpunkte:
Handschriftenkultur, Rechtskultur, Mensch-Tier-Beziehungen, Sagaliteratur (v.a. Isländersagas, zeitgenössische Sagas, Königssagas)
Vom Schtetl zum Polarkreis. Juden und Judentum in der norwegischen Literatur
Defensio:
23. November 2009 an der Universität zu Wien
Kontakt:
gertraudrothlauf@aon.at
Abstract (deutsch):
Die hier vorliegende Untersuchung gibt im ersten Teil einen Überblick über Juden und Judentum in der norwegischen Literatur und umfasst sowohl jüdische als auch nicht jüdische Autoren. Neben belletristischen Werken wird auch die Fachliteratur kurz besprochen. Die zeitliche Gliederung orientiert sich an der Geschichte der Juden in Norwegen, die sich in der Literatur widerspiegelt. Bis 1814 war Juden der Aufenthalt in Norwegen nur in sehr beschränktem Ausmaß, von 1814-1851 überhaupt nicht erlaubt. Um 1900 wanderten vorwiegend russische Juden nach Norwegen ein. Als Folge der Okkupation Norwegens durch Deutschland 1940 wurden 1942 fast achthundert Juden deportiert und in Konzentrationslagern ermordet, mehr als tausend entkamen ins Exil. Juden werden bereits in mittelalterlichen Sagas erwähnt. Juden findet man in Werken von Petter Dass (1647-1707), Ludvig Holberg (1684-1745), Henrik Wergeland (1808-45), Henrik Ibsen (1828-1906), Knut Hamsun (1859-1952) und vielen anderen Autoren bzw. es gibt darin Hinweise auf das Judentum. In der Nachkriegsliteratur wurde vor allem der Holocaust literarisch behandelt. Mehrere norwegische Juden schrieben Autobiografien.
Im zweiten Teil der hier vorliegenden Arbeit wird die Auswahl und Behandlung von Themen und Motiven durch verschiedene Autoren in der Prosa ab etwa 1890 analysiert und untersucht, ob es in dieser Hinsicht Unterschiede zwischen nicht jüdischen Autoren und Verfassern, die in der jüdischen Tradition wurzeln, gibt. Stereotypische Darstellungen von Juden als geldgierige Kaufleute, als Ahasverus-Figuren, als exotische Frauen oder als „vorbildliche Juden“ beschränken sich auf einen Teil der nicht jüdischen Autoren. Juden selbst stellen sich realistisch dar. Das „Fremdsein“ wird vorwiegend von nicht jüdischen Autoren thematisiert.
Abstract (english):
In the first part of this study a detailed and comprehensive survey of the Jews and Judaism is presented. This investigation includes Jewish authors and authors with Jewish roots as well as the presentation of Judaism by non-Jewish authors and comprehends fiction and non-fiction literature. The chronological structure is based on the history of the Jews in Norway as it is reflected in the Norwegian literature. Until 1814 the permission for residence for Jews was only given by special approval of the king. Between 1814 and 1851 there was no access to Norway for Jews. After the annulment of this regulation a number of Russian Jews immigrated to Norway. Germany occupied Norway on 9. April 1940. Almost 800 Jews were deported in November 1942 and murdered in concentration camps, about 1000 Jews escaped into exile.
Jews have already been mentioned in medieval Sagas. Henrik Wergeland (1808-45) endlessly demanded in his work the right to immigrate for Jews. In works of Ludvig Holberg (1684-1745), Henrik Ibsen (1828-1906), Knut Hamsun (1859-1952) and many other authors Jews play parts or at least traces of Judaism can be found. After 1945 norwegian jews wrote a number of autoBiografies. Non-Jewish authors wrote many non-fictionional books, documentaristic novels, short stories and books The second part of this study analyses the selection and treatment of themes and motifs by different prose-writers from 1890 to 2008 and treats the differences between authors with Jewish tradition and non-Jewish authors. Some non-Jewish writers showed Jews in a stereotypical way as greedy merchants, as the world-wandering Ahasverus-figures, as exotic and seductive women or in an idealistic way as „the ideal Jew“. Jews described themselves in a more realistic way.
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„Verachtet ist der nackte Mann“. Zur literarischen Funktion von Kleidung in den Íslendingasögur und Íslendingaþættir.
Betreuer:
Prof. Dr. Wilhelm Heizmann, Prof. Dr. Klaus Böldl
Disputation:
Juli 2012, Ludwig-Maximilians-Universität München
Kontakt: sauckela@uni-greifswald.de
Abstract:
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Textüberlieferung und Textstabilität. Vergleichende Studien zur handschriftlichen Gesamttransmission der (alt-)isländischen Ívens saga, Erex saga und Parcevals saga.
Kontakt: k.seidel(at)isfas.uni-kiel.de
Beschreibung der publizierten Dissertation:
Das Buch bietet eine überlieferungsgeschichtlich orientierte Analyse des gesamten handschriftlichen Textkorpus der isländischen Prosaerzählungen Ívens saga, Erex saga und Parcevals saga, die nordische Adaptionen altfranzösischer höfischer Versromane darstellen. Sie werden innerhalb der Altnordistik zur Gattung der sogenannten übersetzten/norwegischen Riddarasögur gezählt. Die drei Sagas, die heute in isländischen Handschriften aus dem 14. bis 19. Jahr hundert überliefert sind, zeigen einen stetigen Prozess der Textrezeption und Textaktualisierung vom Mittelalter bis in die Moderne. Jede Handschrift bietet einen einzigartigen Sagatext, der literaturwissenschaftlich untersucht werden kann. Welchem Wandel und welcher Kontinuität unterliegen diese Sagatexte in der jahrhundertelangen handschriftlichen Transmission? Worauf ist die jeweilige Textvarianz oder Textstabilität zurückzuführen? Diesen Leitfragen wird in der Untersuchung anhand eines Vergleichs von Textausschnitten aller Handschriften nachgegangen.
Das Edda-Projekt der Brüder Grimm. Hintergrund, Analyse und Einordnung.
Disputation: 2011, Ludwig-Maximilians-Universität München
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heizmann, Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Beck
Kontakt: christof.seidler@web.de
Abstract:
Die Arbeiten Jacob und Wilhelm Grimms im Zusammenhang mit der Textedition und Übersetzung der altnordischen Heldenlieder der Älteren Edda mündeten zum einen in ihre Publikation Lieder der alten Edda von 1815 und zum anderen in umfassende Vorarbeiten und Ausarbeitungen zu weiteren Bänden in ihrem Nachlass. Beides wird im vorliegenden Werk mit reichlichen Informationen zu Hintergrund und Vorgeschichte vorgestellt und dann eingehend untersucht. Dabei werden die Arbeitsergebnisse der Brüder Grimm auch mit anderen wichtigen Editionen und Übersetzungen der Lieder-Edda verglichen, etwa mit der ersten altnordischen Textedition von Friedrich von der Hagen (1812), mit der modernen Textausgabe von Gustav Neckel u. Hans Kuhn (1983) und mit den Übersetzungen Karl Simrocks (1851) und Felix Genzmers (1912). Besonderes Gewicht wird auf die Rezeption und Übernahme der Ergebnisse der Grimmschen Studien gelegt. Ungewöhnlicherweise veröffentlichten die Brüder in ihrem Band zwei Übersetzungen, die auf ihren deutlich voneinander abweichenden Auffassungen zu angemessenen und guten Übersetzungen beruhen – ein Dissens zwischen ihnen, der als ›Übersetzungsstreit‹ bekannt geworden ist. Daher werden auch die Übersetzungskonzepte Jacobs und Wilhelms einander gegenübergestellt und miteinander verglichen. Aufbauend auf den vorangehenden Darstellungen und Analysen werden die wissenschaftliche Rezeption, die Wirkung und der Einfluss der Studien der Brüder Grimm zur Lieder-Edda untersucht, auch unter Berücksichtigung von Lob und Kritik sowohl von zeitgenössischen Gelehrten als auch in späteren Beurteilungen. Anschließend an die Herausarbeitung und Darstellung einiger charakteristischer Aspekte der Studien Jacob und Wilhelm Grimms zu den eddischen Heldenliedern erfolgt eine forschungsgeschichtliche Verortung und wissenschaftliche Einordnung ihres Edda-Projektes.
Schlagwörter:
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Ältere Edda, Heldenlieder, Edition, Übersetzung, Rezeption, Wissenschaftsgeschichte, Gräter, von der Hagen, Hammerstein, Nyerup, Rask, Briefwechsel;
Wertesysteme und Raumsemantik in den isländischen Märchen- und Abenteuersagas
Betreuer:
Prof. Dr. Joachim Grage, Prof. Dr. Burkhard Hasebrink
Ort:
Freiburg
Kontakt:
werner.schaefke@jur.ku.dk
Abstract:
Ein Abstract zu diesem Dissertationsprojekt findet hier (deutsch/englisch).
Bedeutung und Funktion der Magie in den Dichtungen der Edda und des Kalevala
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heizmann
Ort: LMU München
Kontakt: sabine.schmalzer@hotmail.de
Abstract:
Meaning and Function of Magic in the Poetry of Edda and Kalevala –
A Comparative Study in the Presenting of Magical Traditions and World-view in Scandinavian and Finnish Epic Songs
Summary
The dissertation project focuses on the study of the varied narrative traditions of magic from the Finns and Scandinavians, considering in particular cultural- and social-anthropological aspects of magic traditions. As a comparative work on sources differing widely in language, space and time, this thesis also aims to reexamine the ways in which lore collected or recorded after the Medieval period can be incorporated into analysis of Medieval life. Accordingly, the question does not refer to alternating influences and loans, but wants to face the positions, functions and meanings of magical rites and their determining concepts within the Northern culture. It intends to show the similarities and differences that magical traditions of the North had in their conceptional imageries, in their performance and their underlying myths, not least in the drama of ritual and preservation. The achievements of this project should not only shed light on the transmitted world-picture and special literary aspects of magical songs, but also illuminate the common cultural dimension which Scandinavians and Finns shared in Northern Europe. The subjects of this research are the Old-Icelandic poems of the Poetic Edda and the Finnish Folk Poetry and the charms of the Kalevala. The chosen texts refer to magical rites and thus convey the models of magical thought beard by the respective culture. Since magical texts are based of the same or at least similar archaic models of thought in all cultures, the focus of the study has to lay on the context of the social environment from which the poems originated, in which they were performed and finally handed and written down. With regard to that folkloristic background, the respective social incorporation of magic ritual shall be included in the analysis of the sources.
The present work on the subject presented above has brought out very good possibilities for a comparison of the two traditions. It is to be expected that a well-founded and penetrative analysis of the literary records will bring new, inspiring and important results for both disciplines and also for prospective comparative research work.
The main part of the thesis will consist of several examinations of selected episodes in Finnish and Old-Icelandic epic poetry. The work aims to carve out the typical forms of magic in the sources regarding their form and function, their ritual and sociological context shared by the cultural communities. These aspects are classified by the various application areas and environmental contexts. For example among the category of active magic are to be found spells and magical operations serving problems of every day life, e.g. child-birth or distress at sea, but also love-charms and evil spells. These are categories that can mostly be performed by all members of the community, whereas for the second important field of passive magical help a ritual expert has to be consulted. In this realm those rituals are included, in which the magician participates in the supernatural world, what mainly applies to prophecy and incantation of the dead. The third very extensive domain is built up by magical traditions and customs at festivities and feasts, which can be subsumed under the term of initiation rituals. Under this category, models of wooing, wedding customs and the initiation of warriors and chieftains are to be examined more closely. The last field not to be neglected shall be the type of magical wisdom contest which forms a distinctive part of the two traditions and bears striking parallels in literary structure and composition.
The results shall be placed in a wider context of research to offer new scholarly perspectives. First of all, after having described the similarities and differences of the magical models in Scandinavian and Finnish poetry, it shall be discussed, from where they derive. It is to be expected that the answers lie in the cultural and social background of the respective communities. Since the figure of the magical expert in Finnish Folklore seems to be closely related to the character of the Northern Germanic god Odin, it has to be explained, how this connection could have originated and continued from the Viking Age to Modern times. It will be also possible to discuss, if the image of the Scandinavian magician and magical rites could be deepened or even renewed in having a contrastive look on the Finnish model.
The study focuses on interdisciplinary research of Finnish and Old-Icelandic epic poetry, which is a comparative work rarely done and only by experts who are familiar with both languages and literary traditions. These narrative traditions are to be outlined and defined newly in their relation as cultural knowledge in a wider perspective. The aim is also to compile an appendix where the variants lying beyond the Kalevala-songs which contain magical narratives and contexts shall be listed with their number in SKVR and described according to their genre and regional source area.
Erzählung und Macht. Narratologische Studien zur Færeyinga saga
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heizmann
Ort: LMU München, verteidigt 2018
Kontakt: andreas.schmidt@mnet-online.de
Abstract:
Die norwegische Friedensdiplomatie in internationalen Konflikten
Rigorosum:
12.07.2007 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Kontakt:
MWSchmutzler@aol.com
Abstract:
Während norwegische Politiker in den letzten Jahren immer wieder den Anspruch eines „humanitären Großmachtstatus“ postulierten und ihr Land als „Friedensnation“ begreifen wollten, steht eine umfassende systematische Untersuchung der norwegischen Friedenspolitik, wie sie beispielsweise in Entwicklungszusammenarbeit, Teilnahme an Operationen der Vereinten Nationen oder der Vergabe des Friedensnobelpreises ihren Ausdruck findet, bisher aus. Seit dem Ende des Kalten Krieges entwickelte Norwegen darüber hinaus eine aktive Rolle als Vermittler in zahlreichen Konflikten in aller Welt, von Guatemala über den Nahen Osten bis Sudan und Sri Lanka. Dieses Engagement kann als bisheriger Höhepunkt der norwegischen Friedenspolitik betrachtet werden. Doch welchen Einfluß kann und konnte Norwegen als Kleinstaat tatsächlich auf die betreffenden Friedensprozesse ausüben? Von welchen inneren und äußeren Faktoren wird das norwegische Engagement bestimmt? Eine theoriegeleitete vergleichende Untersuchung der norwegischen Vermittlungsinitiativen seit 1990 soll versuchen, zur Beantwortung dieser Fragen beizutragen. Dazu wird die gegenwärtige Friedensdiplomatie auf der Spur einer bisher nur angenommenen „norwegischen Friedenstradition“ auch in den weiteren Kontext der Geschichte der norwegischen Außenpolitik seit der Unabhängigkeit 1905 gesetzt. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage nach der Zusammenarbeit staatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure (Hilfsorganisationen und Forschungsinstitute), wie sie in der Tradition eines in zahlreichen Politikfeldern anzutreffenden „nordischen Korporatismus“ mit dem Begriff des „Norwegischen Modells“ gekennzeichnet wurde. Ein systematischer Vergleich der genannten norwegischen Friedensinitiativen zeigt, ob mit Recht von einem solchen Modell – im Sinne einer durchdefinierten Strategie – gesprochen werden kann und wie es sich in der Realität darstellt. Zuletzt wird die Frage behandelt, was andere Akteure der Friedensdiplomatie von den norwegischen Bemühungen lernen können.
Kurzbiographie:
geb. 1978 in Herdecke; 1998-2007 Studium der Politikwissenschaft, Neueren und Neuesten Geschichte (bis 2004) und Nordischen Philologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster; 2004 M.A.; mehrere Studien- und Forschungsaufenthalte in Bergen und Oslo, darunter zuletzt als Gastforscher am Forum für Zeitgeschichte des Instituts für Archäologie, Konservierung und Historische Studien der Universität Oslo; Studien- und Forschungsschwerpunkte: Friedens- und Konfliktforschung, Entwicklungspolitik.
Die Egils saga Skalla-Grímssonar in Cod. Guelf. 9.10 Aug. 4to – Grammatik, Text und Glossar
Betreuer: Prof. Dr. Hans-Fix-Bonner
Ort: Greifswald
Kontakt: fabian.schwabe@uni-tuebingen.de
Abstract:
Cod. Guelf. 9.10. Aug. 4to wurde Mitte des 14. Jahrhunderts geschrieben und umfaßt Eyrbyggja Saga und Egils Saga, die beide unvollständig sind. Die Egils Saga der Handschrift ist der wichtigste Textzeuge der sogenannten B-Redaktion, die bis heute weder als Ganzes noch in Form der Wolfenbüttler Handschrift ediert vorliegt. Durch die angestrebte engdiplomatische, maschinenlesbare Edition wird eine Lücke in der Forschung zur Texttradition der Egils Saga geschlossen. Wörterbuch und Grammatik lassen sich aus den Vorarbeiten der Edition erzeugen und gewährleisten die vollständige Erschließung des Textes.
Andrea de Leeuw van Weenen und Magnus Rindal haben in den letzten Jahren umfangreiche Handschriften grammatikalisch beschrieben. Gleiches werde ich mit der Wolfenbüttler Egils Saga machen, die über 38.000 Wortformen besitzt. Die Textgrammatik wird mit der umfangreichen Grammatik Adolph Noreens (4. Auflage 1923) auf Basis der ältesten Handschriften und mit Ludvig Wimmers Grammatik in Form „der klassischen Periode der literatur“ (dt. Übersetzung 1871) kontrastiert. In beiden Grammatiken, die die Grundlage für die heutigen Grammatiken bilden, wird weitestgehend auf Quellenangaben verzichtet. Durch eine Vielzahl solcher Einzelstudien verschiedener Handschriften wird unser heutiges Wissen über die altnordische Grammatik und die sprachlichen Prozesse im Altnordischen durch gesicherte Daten auf eine breitere Basis gestellt.
Die Disputation erfolgte im März 2015.
Link zur Dissertation: hier.
Der Erste Weltkrieg in der Bildberichterstattung der dänischen Presse 1914-1918
Betreuer: Prof. Dr. Ralph Tuchtenhagen
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
Abstract:
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Zur (Ir-)Relevanz von Kultur in deutsch-schwedischen Wirtschaftsgesprächen.
Eine empirische Untersuchung sprachlicher Verfahren
Disputation:
am 2.12.2004 am Nordeuropa-Institut, HU Berlin
Kontakt:
secd015@uni-hamburg.de
Abstract:
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Schwedisches Sprechtheater mit Musik. Schauspielmusik und Texte des Stockholmer Unterhaltungstheaters 1840-1860. (Arbeitstitel)
Betreuer: Prof. Dr. Anz
Ort: Freiburg
Abstract:
Das Stockholmer Theater der 1840er und -50er Jahre steht ganz zu Anfang einer institutionalisierten Massenkultur. Der enorme Bedarf der verschiedenen Spielstätten wurde durch Originaldramen schwedischer Autoren und durch Übersetzungen und Adaptionen fremdsprachiger Vorlagen gedeckt. Sämtliche Stücke wurden mit Musik aufgeführt, außer zu Ouvertüren und Zwischenaktmusik kam das Theaterorchester bei in den Text eingelegten Gesangsnummern zum Einsatz. Die Autoren und Komponisten dieser Dramen arbeiteten nicht nur um der Kunst willen, sondern auch zu ihrem eigenen finanziellen Vorteil und auch sonst sehr zweckgebunden: Einträglich war nur, was erst der selektierenden Theaterdirektion und dann dem Publikum gefiel und stark frequentiert wurde; ständig wurden Neuheiten gebraucht. Ich gehe davon aus, daß das Zusammenspiel praktischer Ziele und künstlerischer Absichten die jeweilige Arbeit der Komponisten und Autoren prägte und sich in den Dramen- und Notentexten manifestierte. Ziel der Arbeit ist es, vor dem Hintergrund einer „Ästhetik der Professionalität“ (Birgfeld/Conter: Das Unterhaltungsstück um 1800. Literaturhistorische Konfigurationen – Signaturen der Moderne, Erlangen 2007, S. XVII) individuell-genialische Verfahrensweisen sowohl in den Partituren als auch in den Sprechtexten der Dramen gegen stereotyp-schematische abzugrenzen. Die Analyse der Zeugnisse einer realidealistischen Epoche soll dazu beitragen, die Forschungslücke zwischen schwedischer Romantik und Modernem Durchbruch zu füllen.
Die Migrantin in der neuen skandinavischen Literatur
Kontakt: romana.stoubaek@uni-tuebingen.de
Abstract:
Die Interdisziplinarität der postkolonialen Theorien und der Gender Studies wurde schon von vielen Theoretikern betont. In dieser Schnittmenge soll sich auch diese Untersuchung bewegen. Diese doppelte thematische Ausrichtung ist in den Strukturanalogien von kolonialkulturellen und sexuellen Machtverhältnissen begründet; grundlegend für diese Arbeit ist die Frage, wie sich die verschiedenen Kategorien wechselseitig bedingen.
Gender Studies und postkoloniale Theorien beschäftigen sich beide mit Fragen der Repräsentation, Stimme, Marginalisierung und mit der Beziehung zwischen Politik und Literatur. Besonders die „Subaltern Studies Group“ eröffnet eine neue Diskussion in den 80er Jahren über die ambivalente Situation der „doppelten Kolonialisierung“ von Frauen. Aus dieser „double vision“ entsteht eine neue Literatur – die Migrantenliteratur. Im Grenzbereich zwischen den Kulturen bewegen sich die Migranten. Der Migrant als Künstler, der „in-between“ positioniert ist, kann mit seiner Grenzzonenperspektive in seinen literarischen Werken dazu beitragen, dass soziale Gegensätze abgebaut werden. Noch konkreter wird das Zusammenspiel von Gender Studies und postkolonialen Theorien um die „Migrantin in der Literatur“.
In der neuen skandinavischen Prosa sind Autorinnen wie Maria Giacobbe, Janina Katz (Dänemark) Cordelia Edvardson, Gabriela Melinescu (Schweden) aktiv daran beteiligt, den (problematischen) Wechsel von einem Kulturraum in den anderen zu bearbeiten und das Grenzgebiet neu zu bewerten. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die literarischen Produktionen dieser Autorinnen. Es soll gezeigt werden, dass Hybridität und Kultursynkretismus dazu beitragen können, binäre Oppositionen zu dekonstruieren. Die zweite Frage, die sich diese Untersuchung stellen wird, ist: Wie äußert sich der Prozess, in dem sich das Geschlecht als historisch wandelbares, gesellschaftlich-kulturelles Phänomen befindet, nach der territorialen Grenzüberschreitung? Wie wird die Weiblichkeit neu aufgefasst? In der neuen Heimat ist die Migrantin nicht nur mit der Sprache und der Nation / Ethnie konfrontiert, sondern auch mit einer neuen Platzierung und Wertung von gender. Demzufolge wird sich die Arbeit kritisch mit Konstruktionen nationaler, ethnischer und geschlechtlicher Identität auseinandersetzen.
Das Abstract ist auch über die Internetseiten der Eberhard Karls Universität Tübingen, Promotionsverbund „Abgrenzung – Ausgrenzung – Entgrenzung: Gender als Prozess und Resultat von Grenzziehungen“ abrufbar.
Rhetorik der Wahrnehmung. Untersuchungen zum imaginären Roman der Moderne
Betreuer: Prof. Dr. Walter Baumgartner
Kontakt: simonstuhler@hotmail.com
Abstract:
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Neue Heimat Schweden. Cordelia Edvardsons und Ebba Sörboms Autobiographik zur Shoah
Disputation: 2. Juni 2006 an der Universität Zürich, Abteilung für Nordische Philologie
Kontakt: c_susanek@hotmail.com
Abstract:
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gewährte Schweden im Rahmen humanitärer Hilfsprogramme mehreren Tausend Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrationslager die permanente Niederlassung. Einige dieser Überlebenden schrieben später über ihre Kindheit, das Erleben der Shoah und die Migrationserfahrungen in Schweden. Dieses Buch zeigt auf, wie die auf Schwedisch verfasste Autobiographik zur Shoah einen engagierten Dialog mit der Bevölkerung des Aufnahmelands führt sowie auf das kollektive Gedächtnis und das politische Handeln der Leserinnen und Leser einzuwirken versucht. Integriert in einen theoretischen Teil zu Autobiographik, Rezeptionsästhetik und Migrantenliteratur veranschaulichen Beispiele aus verschiedenen Werken der schwedischen Shoahliteratur die Varianz des Genres und stellen diese im deutschen Sprachraum weithin unbekannte Literatur näher vor. Der Lektüreteil konzentriert sich mit den Werken von Cordelia Edvardson und Ebba Sörbom auf zwei Autorinnen, deren ästhetisch höchst kunstvolle Texte bedeutsame Beiträge zum postmodernen politisch-gesellschaftlichen Integrationsdiskurs sind.
Publikationen (Auswahl):
>> Artikel
–: „Appell an die Verantwortung. Zum ethischen und sozialen Wert autobiographischer Shoahliteratur.“ In: Litteraturens värde – Der Wert der Literatur. Hrsg. Annegret Heitmann/Eva Hættner Aurelius/Antje Wischmann. Stockholm 2006, S. 162-180.
–: „Leben in neuem Kontext. Jüdische Überlebende in Schweden – Autobiographisches Schreiben über die Shoah.“ In: Der Norden im Ausland – das Ausland im Norden. Formung und Transformation von Konzepten und Bildern des Anderen vom Mittelalter bis heute. Wiener Studien zur Skandinavistik. Band 15. Hrsg. Sven Hakon Rossel. Wien 2006. S. 646-653.
–: „Mellan och beredskapslitteratur. dilemma med den svenska litteraturen.“ In: Bilder i kontrast. Interkulturella processer Sverige/Tyskland i skuggan av nazismen 1933-1945. Hrsg. Charlotta Brylla/Birgitta Almgren/Frank-Michael Kirsch, Aalborg 2005. S. 173-188.
–: „Liv i ny kontext. Sverige som alteritet i texter av Förintelsens överlevande.“ In: Tfl, Tidskrift för Litteraturvetenskap 3-4, Stockholm 2004, S. 137-148.
>> Lexikonbeiträge
–: Hygelac. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 15, Göttingen 2000.
–: Heorot. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 14, Göttingen 1999.
Schlagwörter:
Shoah, Autobiographik,Sprachwechsel, Sprachentausch, Heimat, Migration, Integrationsdiskurs, Identität, Judentum.
T
Von der Heldensage zum Heroenmythos. Vergleichende Studien zur Mythisierung der nordischen Nibelungensage im 13. und 19./20. Jahrhundert
Rigorosum: 23.06.06 an der Eberhard-Karls Universität Tübingen
Kontakt: matthias.teichert@uni-tuebingen.de
Abstract:
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Kurzbiographie:
Geboren 1976. Studium der Skandinavistik, Germanistik und Anglistik in Tübingen. Seit 1999 Wissenschaftliche Hilfskraft (Tutor). 2001/2001 Auslandsstudium in Newcastle-upon-Tyne. 2002 Magisterexamen. 2002-2003 Lehrbeauftragter, ab 2004 Wissenschaftlicher Angestellter an der Nordischen Abteilung der Universität Tübingen. Promotion 2006. Seit März 2006 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Frankfurter Edda-Kommentar.
Aktuelle Publikationen:
Rezension: Gerd Wolfgang Weber: Mythos und Geschichte. Essays zur Geschichtsmythologie Skandinaviens in Mittelalter und Neuzeit. In: arcadia. Zeitschrift für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft [im Druck]
Modell Macbeth. Shakespeares Königstragödie und die Völsunga-saga-Dramatisierungen von Friedrich de la Motte-Fouqué, Richard Wagner und Adolf Harmsen. [in Vorbereitung]
Rezension: John McKinnell: Meeting the other in Norse myth and legend. [in Vorbereitung]
Interessenschwerpunkte:
Germanische Heldensage, Mythologie und Religionsgeschichte
Rezeption altnordischer Literatur und Mythologie im 19./20. Jh.
August Strindberg
Skandinavische Phantastik und Science Fiction
Unmännlichkeit in den Isländersagas. Zur narrativen Funktion von ›ergi‹ und ›níð‹
Betreuer: Prof. Dr. Wilhelm Heizmann
Ort: Ludwig-Maximilians-Universität München
Kontakt: sebastian.marc.thoma@gmail.com
Abstract:
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Timing the ‚Invisibles‘ – Narrative Time Practices and Social Inequalities in Selected Works of Swedish Working-Class Literature of the 1970s and the Early Twenty-First Century
Betreuerin: Prof. Dr. Antje Wischmann
Ort: Wien
Verteidigt am: 14. Dezember 2020
Kontakt: hannah.tischmann@univie.ac.at
Abstract:
Die Konstituierung des Subjekts ist eng mit Zeitwahrnehmungen und zeitlichen Rahmen verknüpft, die wiederum durch soziale Umstände bestimmt werden. Wie das Individuum mit temporalen Strukturen umgeht und inwieweit es durch diese beeinflusst wird, ist daher durch seine gesellschaftliche Positionierung beeinflusst. In dieser Arbeit soll das subjektiv oder kollektiv zur Geltung kommende gesellschaftlich bedingte Zeitregime in textlichen Verhandlungen untersucht, sozialhistorisch kontextualisiert und aus einer machtkritischen Perspektive betrachtet werden. Anhand von kulturwissenschaftlich und soziologisch orientierten Analysen der arbeiterliterarisch geprägten Romane Rapport från en skurhink (1970) von Maja Ekelöf, DU, människa? (1972) von Marit Paulsen, Yarden (2009) von Kristian Lundberg und Oktober i Fattigsverige (2012) sowie April i Anhörigsverige (2015) von Susanna Alakoski soll gezeigt werden, wie die Repräsentation und Darstellung temporaler Strukturen und die fiktionale Verhandlung sozialer Ungleichheit ineinander greifen. Dazu werden sowohl die erzähltechnische Organisation als auch die Verfahren der literarischen Zeitlichkeit auf die Zeitpraktiken bezogen, die die dargestellten Figuren oder Erzählinstanzen zum Ausdruck bringen. Der Begriff der Zeitpraktiken unterstreicht dabei die Dynamik und Prozesshaftigkeit, die temporalen Konstrukten zugrunde liegt. In Anlehnung an Sarah Sharmas soziologisch-kulturwissenschaftliche Methode der power-chronography entwickelt die Arbeit eine auf die Literaturwissenschaft übertragene literary power-chronography, die es ermöglicht, die in Form von literarischen Zeitpraktiken temporal ausgedrückten gesellschaftlichen Machtbeziehungen zu identifizieren. In Bezug auf die literarische Verhandlung sozialer Ungleichheit werden somit erzähltechnische und gesellschaftspolitische Koordinaten aufgezeigt, die in der bisherigen Forschung trotz des interdisziplinären Interesses an selbst- oder fremdbestimmten Individuen und trotz der gesellschaftlichen Relevanz kaum beachtet worden sind.
Narrativer Fetischismus. Zur Gestalt und Funktion ästhetischer Inkohärenz: Schlegel – Rilke – Hamsun
Betreuerin: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefanie von Schnurbein
Ort: Berlin
Kontakt:
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Abstract:
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V
Dunkle Gottesbilder : psychoanalytische Interpretationen zu Jonas Gardells Werk
Betreuer: Prof. Dr. Heinrich Anz
Ort: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Kontakt: annavolkov@gmx.de
Publikation: November 2011
W
Chronotopische Insularitäten. Zur Inseldarstellung in den skandinavischsprachigen Literaturen um 1900 und der Gegenwart
Betreuer: Prof. Dr. Joachim Schiedermair
Ort: Greifswald
Disputation: 28.05.2021
Kontakt: ph.wagner@univie.ac.at
Abstract:
Leffler, Anne Charlotte: Aurore Bunge (1883)
Strindberg, August: I havsbandet (1890; dt. Am offenen Meer, 2013)
Lundbye, Vagn: Tilbage til Anholt (1978)
Svendsen, Hanne Marie: Guldkuglen. Fortælling om en ø (1985; dt. Die Goldkugel: Roman, 1990)
Høyers, Ida Hegazi: Fortellingen om øde (2015; dt. Das schwarze Paradies, 2017)
Erzählen von Anfang. Schöpfungs- und Gründungsmythen im hochmittelalterlichen Island
Kontakt: Sabine.Walther@ruhr-uni-bochum.de
Abstract:
Die altisländische Trójumanna saga handelt von der Eroberung Trojas durch die Griechen. Dieser Stoff – der Stoff der Homerischen Ilias – wurde dem Mittelalter vor allem durch den spätantiken Text des sog. Dares Phrygius vermittelt. Die Trojanersage ist im Mittelalter von großer Bedeutung, weil sich in der Nachfolge der Römer viele Völker wie diese auf die Trojaner als Ahnherren berufen.
Die Trójumanna saga ist ein „pseudohistorisches“ Übersetzungswerk, das uns in mehreren Fassungen überliefert ist. Meine Arbeit soll sich mit diesen verschiedenen Fassungen der Trójumanna saga befassen, ihre jeweiligen Quellen genau feststellen und das Verhältnis der Fassungen zueinander ergründen.
Dabei gilt es herauszufinden, welche Elemente auf die lateinischen Quellen zurückgehen, welche auf die isländische Sagatradition und wie der Übersetzer und die Bearbeiter den antiken Stoff für ein isländisches Publikum adaptieren.
Darüber hinaus soll die Trójumanna saga in Beziehung zu den anderen „pseudohistorischen“ Übersetzungswerken gesetzt werden, und es soll untersucht werden, welche Wirkung sie auf spätere Texte hat.
Altnordische Erinnerungskultur 1100-1400 – die Rolle der altnordischen Historiographie im kulturellen Gedächtnis des isländischen Mittelalters
Betreuer: Prof. Dr. Klaus Böldl
Ort: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Kontakt: laura.wamhoff@web.de
Abstract:
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Das Übernatürliche erzählen. Die erzählerische Darstellung übernatürlicher Phänomene in sechs Isländersagas.
Kontakt:
jan.wehrle@skandinavistik.uni-freiburg.de
Betreuer: Joachim Grage & Stefanie Gropper
Abstract:
Die Arbeit untersucht die erzähltechnische Darstellung übernatürlicher Phänomene und Wesen in Isländersagas vor dem Hintergrund theologischer und scholastischer Betrachtungen.
Ort: Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg
Eingereicht im Wintersemester 2018/19
Textgewalten. (Un-)Ordnung der Geschlechter und Subjektkonstitutionen im Werk Søren Kierkegaards
Kontakt:
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Betreuerin: Prof. Dr. Dr. h.c. Stefanie von Schnurbein
Abstract:
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Combat in Saga Literature. Traces of Martial Arts in Medieval Iceland
Betreuer: Prof. Dr. Stefanie Gropper
Ort: Tübingen
Kontakt: sixt.wetzler@googlemail.com
Abstract:
In Ermangelung einer starken zentralen Exekutivgewalt liegt es im mittelalterlichen isländischen Freistaat beim Einzelnen, seine physische, Ökonomische und soziale Integrität zu verteidigen. Gewalt ist als dauerhafte Bedrohung einerseits, als Handlungsoption andererseits Teil der Lebenswirklichkeit. Gleichzeitig bleibt das Männlichkeitsideal des kampfstarken Kriegers auch nach der Christianiserung bestehen. Vor diesem Hintergrund stellt die Dissertation die Frage, wie im mittelalterlichen Island gekämpft wurde, und ob der Umgang mit Waffen systematisch trainiert wurde, wie es aus anderen europäischen Ländern seit dem Hochmittelalter belegt ist.
Methodischer Ausgangspunkt der Untersuchung ist die altisländische Literatur. Die unterschiedliche Zielsetzung der Kampfdarstellungen verschiedener Genres wird untersucht, im Folgenden aus den Beschreibungen in den islendinga sögur wiederkehrende Muster herausgefiltert und einzelne, markante Szenen besprochen.
Die gewonnenen Ergebnisse werden dann nicht nur anderen inner- und außerisländischen literarischen Erzeugnissen gegenüber gestellt, sondern auch mittelalterlichen isländischen Waffen- und Knochenfunden, um das Thema umfassend zu untersuchen.
In einem dritten Teil wird die bis hierhin erarbeitete Synthese der Erkenntnisse aus mittelalterlichen europäischen Quellen abgeglichen mit der Geschichte und Praxis indonesischer und philippinischer Kampfkänste, weiterhin auch mit experimentalarchäologischen Versuchen mit Repliken zeitgenössischer Waffen.
Über die Beantwortung ihrer historischen Fragestellung hinaus hofft die Arbeit, den beteiligten Disziplinen neue Erkenntnisse für die Beurteilung z.B. von Kampfszenen in der Literatur, von Waffen- oder Knochenfunden bereitstellen zu können. SchlieÃßlich versteht sie sich auch als Versuch in „historischer Hoplologie“ als einer bisher zwar angedachten, aber nie verwirklichten Wissenschaft vom menschlichen Kämpfen.
Der Sprachwechsel in Angeln im 19. Jahrhundert. Eine kulturhistorische Untersuchung zum Verlust der dänischen Varietät „Sønderjysk“ im Transformationsprozess zur Moderne
Betreuerin: Prof. Dr. Elin Fredsted
Ort: Flensburg
Kontakt: wolbersen@web.de
Tag der Disputation: 26. Mai 2016 an der Europa-Universität Flensburg
Publikation: Der Sprachwechsel in Angeln im 19. Jahrhundert. Eine kulturhistorische Untersuchung zum Verlust der dänischen Varietät „Sønderjysk“ im Transformationsprozess zur Moderne. Hamburg, Kovac, 2016.
Abstract:
Die gesprochene Sprache um 1800 in der Region Angeln im Herzogtum Schleswig war eine Varietät des Dänischen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verschwand die Sprache von der Landkarte und wurde vom Nieder- und Hochdeutschen abgelöst. Historiker gehen noch heute davon aus, dass der Sprachwechsel ungewöhnlich schnell geschah, und dass es für die Bevölkerung eine Frage des Prestiges gewesen sei, Deutsch zu sein und zu sprechen. Die sprachliche Erosion des gesprochenen Dänischen ging einerseits mit ihrer Stigmatisierung und andererseits mit dem zunehmenden Prestige der deutschen Varietäten einher. Der Diskurs über die dänische Mundart war in der Phase der Nationalisierung von neuartigen, elitären Paradigmen geprägt, die im Laufe des Jahrhunderts die Massen beeinflussen sollten. Das sprachliche System der historischen dänischen Varietät und ihre sprachkontaktlichen Merkmale bildeten eine mündliche Varietät eigener Art des vormodernen Sprachgebrauchs, wie anhand von Aufzeichnungen und Textproben analysierbar ist. Das aufkommende nationale Konzept der Sprachgeschichtsschreibung war dagegen darauf bedacht, die Sprachen der Region, insbesondere Dänisch und Deutsch, stark voneinander zu unterscheiden und in ihrer jeweiligen hochsprachlichen Varietät eine Homogenisierung und Standardisierung voranzubringen. Die historische Realität in der Region Schleswig war indes während der Vor- und Frühmoderne traditionell von einer Vielfalt der Vernakularsprachen und einer pragmatischen Konvergenz dieser geprägt. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Quellen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die von Schreibern einfacher Herkunft stammen und bisher wenig Berücksichtigung fanden. Angeln, das zu dem Zeitpunkt ein administrativer Teil des dänischen Gesamtstaats war, befand sich in einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruch. Die Texte belegen den Sprachgebrauch in Briefen, Tagebüchern und Schulheften sowie die fortschreitende Durchdringung des Alltagslebens mit Schriftlichkeit. Zu einem ganz überwiegenden Teil sind die Texte in hochdeutscher Sprache abgefasst, jedoch mit unterschiedlichen Merkmalen. Während in einigen Dokumenten Einflüsse der niederdeutschen und/oder der dänischen Sprache nachweisbar sind, wurden andere gänzlich nach hochdeutschen Vorlagen verfasst. Mit der Alphabetisierung und dem Voranschreiten einer homogenisierten Sprache wurde letztlich sozial und kulturell eine Plattform für die Nationalisierung Angelns, in der Epoche nach dem Sprachwechsel, geschaffen.
Z
Engagierte Geschichte/n. Dokumentarisches Erzählen im schwedischen und norwegischen Roman 1965-2000
Disputation: am 29.1.2007 an der Christian-Albrechts-Universität Kiel
Kontakt: frank.zim@gmx.de
Abstract:
Die Studie untersucht Theorie und Text des ‚klassischen‘ Dokumentarismus der 1960er und 1970er Jahre sowie des ’neuen Dokumentarismus‘ der 1990er Jahre in Schweden und Norwegen. Damit weist die Arbeit eine literarhistorische Ausrichtung auf, werden doch nicht zuletzt Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Phasen dokumentarischen Erzählens in den Blick genommen. Darüber hinaus ist die Arbeit genretheoretisch orientiert, insofern eine umfassende Explikation der Dokumentarliteratur im Allgemeinen und des Dokumentarromans im Besonderen erfolgt. Diesem Bemühen liegt die Auffassung zu Grunde, dass Genreausprägungen stets auch in Beziehung zum jeweiligen kulturellen Kontext stehen (beispielsweise auf historiographische Diskurse rekurrieren) und deshalb sinnvoll aus funktionsgeschichtlicher Perspektive zu betrachten sind. Damit ist bereits eine dritte Ausrichtung der Studie angedeutet, versteht sich die Arbeit doch auch als kulturwissenschaftlich orientiert, nämlich dergestalt, dass die textanalytische durch eine diskursanalytische Herangehensweise ergänzt wird. Während die Dokumentarliteratur der 1960er und 1970er Jahre nämlich nicht ohne den diskursiven Kontext einer Debatte über Engagement und Rezeptionsästhetik verständlich wird, so die der 1990er Jahre nicht ohne eine Berücksichtigung der vorangegangenen literatur- und geschichtstheoretischen Debatten sowie der einsetzenden Abkehr vom (sozialdemokratischen) ‚Volksheimdiskurs‘, jenes Gesellschaftskonzepts eines egalitären Sozialstaats also, das die schwedische und norwegische Politik und Kultur im 20. Jahrhundert entscheidend prägte. Im Sinne einer ’symptomalen Lektüre‘ (Bogdal) sollen die analysierten Romane so gesehen als Symptome einer bestimmten diskursiven Formation gelesen werden. Von besonderem Interesse ist dabei das Zusammenspiel von dokumentarischem Erzählverfahren und inszeniertem Identitätsdiskurs. Konkret geht es also bei den Einzelanalysen darum, zu untersuchen, wie ‚Schweden‘ respektive ‚Norwegen‘ oder generell der ‚Norden‘ in den Texten ‚gedacht‘ wird und welche literarischen Verfahren für die Darstellung fruchtbar gemacht werden. Insofern in den zu analysierenden Texten überwiegend von der eigenen nationalen Vergangenheit erzählt wird, kommt der expliziten oder impliziten Bezugnahme auf geschichtstheoretische Probleme bei der Untersuchung eine wichtige Funktion zu.
Die Arbeit gliedert sich in drei große Abschnitte. Im ersten Hauptteil werden der kulturtheoretische und methodische Rahmen der Studie (Kap. 1) und die genretheoretische Dimension dokumentarischen Erzählens (Kap. 2) abgesteckt. Der zweite Hauptteil beginnt mit einem Überblickskapitel zur Dokumentarismusdebatte und zum dokumentarischen Erzählen in den 1960er und 1970er Jahren, wobei ein schwedischer Reportagetext und drei norwegische Dokumentarromane etwas eingehender präsentiert werden (Kap. 3). Das vierte Kapitel widmet sich dann Per Olov Enquists Legionärerna (1968) als dem wohl bekanntesten und wegweisenden Dokumentarroman dieser Zeit. Im dritten Hauptteil schließlich wird der ’neue Dokumentarismus‘ der 1990er Jahre analysiert, zunächst wiederum in einem auch den kulturellen und theoretischen Kontext berücksichtigenden Überblickskapitel, auf den die beiden exemplarischen Analysen von Dag Solstads Medaljens forside (1990) und Ola Larsmos Himmel och jord må brinna (1993) folgen.
Aufsätze (Auswahl):
– „Organisation und Funktion von Buchverlagen aus systemtheoretischer Perspektive“.
In: Jahrbuch für Kulturmanagement 2002. Baden-Baden 2003, 215-226.
– „‚Das Ich und die Anderen‘. Konstruktionen des Subjekts in Per Olof Sundmans Ingenjör Andrées luftfärd“. In: Skandinavistik 33 (2003), 15-39.
– „‚Das inszenierte Leben‘. Raumsemantik und Subjektkonstituierung in Eduard von Keyserlings Erzählung Am Südhang“. In: Literatur in Wissenschaft und Unterricht (LWU) 36 (2003), 191-215.
– „‚Det vita bladets strandlösa hav‘. Zur Krise des Subjekts in Runar Schildts Erzählung Häxskogen“. In: Skandinavistik 34 (2004), 31-50.